Vermittlungsziel:
Das Modul vermittelt Grundwissen über die jüdische Kultur bzw. das jüdische Leben heute mit besonderem Augenmerk auf Deutschland. Ziel ist es, einen Einblick in verschiedene Segmente jüdischen Alltags und ein Gespür dafür zu geben, wie schwierig es ist, Judentum als Kultur überhaupt zu definieren.
Zusammenfassung:
Für den Einstieg in das Modul wird sich mit der innerjüdischen Debatte um die Frage „Wer ist eigentlich Jude?“ auseinandergesetzt. Diese Frage ist bis heute keineswegs eindeutig geklärt: Während orthodoxe Juden nur die Abstammung von der Mutter anerkennen, akzeptieren liberale Juden auch die Abstammung vom Vater. Allerdings definieren sich viele junge Juden nicht mehr über die Religion, sondern über kulturelle Aspekte, wodurch die Debatte nicht mehr nur auf religiöser Ebene betrachtet werden darf.
Da der Begriff Kultur eng mit der jeweiligen Definition von Identität verbunden ist, wird in einem zweiten Schritt versucht, herauszuarbeiten, wie überhaupt (jüdische) Identität zustande kommt. Dabei sollen die Schüler*innen ihre eigene Vita mit einbringen, sodass sie einen ersten Eindruck davon erhalten, wie maßgeblich Kultur an der eigenen Persönlichkeitsbildung mitwirkt und wie schwierig es ist, Judentum als reine Kultur definieren, denn auch die verschiedenen Identitäten wiederum prägen die Kultur, in der sie leben, mit. Dazu gehören gerade im Hinblick auf die jüdische Identität als Kernelemente die Religion und die eigene Familiengeschichte, sodass insbesondere im Judentum Religion und Kultur niemals als strikt voneinander getrennte Sphären gesehen werden dürfen.
In einem nächsten Schritt werden in Gruppenarbeiten die Schüler*innen verschiedene Aspekte jüdischer Kultur mit Hilfe der Dauerausstellung erkunden. Hierbei wird bewusst die jüdische Religion in den Hintergrund gestellt und sich vielmehr auf die weltlichen Elemente konzentriert. Themen der Gruppenaufgaben sind: Sprachen, Kleidung, Speisegesetze, Zeitungen/Zeitschriften und Musik. Beendet wird dieses Segment durch eine gemeinsame Zusammenfassung, welche durch kurze Impulsreferate seitens der Schüler*innen unterstützt wird.
Im letzten Modulteil wird ein Ausblick auf das Leben von Juden im heutigen Deutschland gegeben. Hierbei wird nicht nur die Entwicklung der letzten 30 Jahre veranschaulicht, sondern auch auf die religiöse Pluralität aufmerksam gemacht, die im heutigen Judentum allgemein vorzufinden ist. Darüber hinaus lernen die Schüler*innen etwas über die Geschichte und Bedeutung von jüdischen Sportvereinen, welche ein wichtiges Element für viele Juden bei der Suche nach der eigenen Identität waren.
Zum Schluss wird versucht, basierend auf den Erkenntnissen dieses Modules, verschiedene (jüdische) Identitätstypen zu definieren, welche einen Eindruck vermitteln sollen, wie überhaupt (jüdische) Kultur zustande kommt und über welche Strukturen sich (jüdische) Identität und Kultur gegenseitig beeinflussen. Die Schüler*innen entwickeln so ein Gespür dafür, was es bedeutet, von jüdischer Kultur zu reden und wie Komplex die Erfassung dieses Themenfeldes tatsächlich ist. Sie sollen in einem zweiten Schritt für den Umgang mit der eigenen Kultur und Identität sensibilisiert werden.
Anbindung an die Schulfächer Geschichte, Sozialwissenschaft, Deutsch, Religion, Praktische Philosophie und Politik.
Empfehlung: Ab Jahrgangsstufe 7