Seit der Verabschiedung des Landschaftsgesetzes NRW 1975 geht es im Naturschutz nicht nur um die Bewahrung von Natur und Landschaft, sondern auch um Landschaftspflege und die Frage, wie Natur und Landschaft gepflegt und entwickelt werden sollen.
1983 wurde deshalb von der Unteren Naturschutzbehörde und den Naturschutzverbänden die Arbeitsgemeinschaft Landschaftspflege in der Stadt Essen gegründet. Im Rahmen dieser Arbeitsgemeinschaft und mit Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen pflegen Naturschutzverbände zum Beispiel den Geschützten Landschaftsbestandteil „Obstwiese Weizenbergs Feld“ in Fischlaken, den Geschützten Landschaftsbestandteil „Obstwiese an der Meisenburg“ in Schuir, Feuchtgrünländer an der Werdener Straße in Heidhausen, an der Alten Hatzper Straße in Haarzopf oder im Icktener Bachtal in Kettwig.
Außerdem arbeiten Untere Naturschutzbehörde und Naturschutzverbände im Rahmen von Amphibienwanderungen zusammen; zum Beispiel finanziert die Untere Naturschutzbehörde Amphibienschutzzäune und die Naturschutzverbände sammeln die Amphibien ein.
Um zu erfahren, welche Tiere und Pflanzen in einem Gebiet vorkommen und welche Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen zur Förderung der Tiere und Pflanzen erforderlich sind, werden insbesondere für Naturschutzgebiete Pflege- und Entwicklungspläne erarbeitet. Der erste Pflege- und Entwicklungsplan, der im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde erstellt wurde, war 1984 der Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet „Ziegeleigelände Asey“ in Kettwig. Den ersten Pflege- und Entwicklungsplan, den die Untere Naturschutzbehörde ab 1985 selbst erarbeitete, war die „Bewertung des ökologischen Zustands von Bächen und ihren Einzugsgebieten im Essener Süden sowie die Schutzwürdigkeit und Entwickelbarkeit ihrer Lebensräume“; er wurde 1987 fertiggestellt. Die ersten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen wurden 1988 von der Unteren Naturschutzbehörde zusammen mit dem Fachbereich Grün und Gruga im Naturschutzgebiet „Ziegeleigelände Asey“ durchgeführt; es handelte sich vor allem um die Anlage von Kleingewässern für Teichmolch, Bergmolch, Feuersalamander, Grasfrosch, Wasserfrosch, Kreuzkröte und Geburtshelferkröte.
Als der Landschaftsplan Essen 1992 in Kraft trat, wurden von der Unteren Naturschutzbehörde eine größere Zahl von Pflege- und Entwicklungsplänen für Naturschutzgebiete und Geschützte Landschaftsbestandteile (kleine Naturschutzgebiete) erarbeitet. Der Fachbereich Grün und Gruga stellte zwei Durchführungspläne auf, mit denen – gefördert durch das Land Nordrhein-Westfalen – Maßnahmen dieser Pflege- und Entwicklungspläne und einige im Landschaftsplan Essen festgesetzte Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen umgesetzt wurden. Zum Beispiel wurde entlang des Schuirweges in Schuir die im Landschaftsplan Essen festgesetzte Baumreihe 6.1.64 gepflanzt. Ferner wurden beispielsweise die Geschützten Landschaftsbestandteile „Unterer Steinbachgrund“ und „Unteres Ruhmbachtal“ in Haarzopf entwickelt. Unter anderem wurden Auwaldgehölze gepflanzt, Bachverrohrungen ersatzlos beseitigt oder durch eine Furt oder einen Steg ersetzt. Ferner wurde ein Weg entsiegelt, um Lebensräume besser miteinander zu vernetzen.
Als Ergebnis des 1994 fertiggestellten Pflege- und Entwicklungsplanes für den Geschützten Landschaftsbestandteil „Holteyer Garten“ in Burgaltendorf wurde 1995 der erste Amphibientunnel gebaut, und zwar unter der Straße Charlottenberg.
Auch für das Naturschutzgebiet von europäischer Bedeutung (Fauna-Flora-Habitat-Gebiet) „Heisinger Ruhraue“ im Essener Südosten wurden Pflege- und Entwicklungspläne erarbeitet und mit Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Die ökologische Qualität von Stillgewässern im Naturschutzgebiet „Heisinger Ruhraue“, deren Schutz im europäischen Interesse liegt, konnte mit Hilfe der Pflege- und Entwicklungspläne und deren Umsetzung verbessert werden; zum Beispiel wurde ein Wegedamm in einem Altarm beseitigt und die alte Bogenbrücke über den Altarm für die Erholungssuchenden wiederhergestellt. Die Erholungssuchenden können nun von dort beispielsweise den Eisvogel beobachten; dieser fand durch die Renaturierung des Ruhrufers durch die Bezirksregierung Düsseldorf wieder Steilufer zum Nisten. Die Fläche der Weich- und Hartholzauenwälder wurde vergrößert. Außerdem soll die ökologische Qualität der Glatterhaferwiesen durch Einsaaten verbessert werden.
Seit 2014 ist die Stadt Essen Mitglied in der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet. Die Biologische Station pflegt und entwickelt zusammen mit der Untere Naturschutzbehörde zum Beispiel Amphibiengewässer in Bergeborbeck, Heisingen, Kray oder Überruhr-Holthausen sowie eine Sumpfdotterblumenwiese in Schönebeck. Sie pflegt eine Wiesengesellschaft, die auf trockenen Standorten vorkommt, im Naturschutzgebiet „Mechtenberg“ in Kray und hält sie von Gehölzen frei, so dass dort der Lebensraum der Wildbienen erhalten bleibt; gleichzeitig wird dadurch der Blick Richtung Ortsmitte Kray und die Welterbestätte „Industriekomplex Zeche Zollverein“ in Stoppenberg für die Erholungssuchenden freigehalten. Ferner kartiert die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet Tiere und Pflanzen und fördert das Naturverständnis; zum Beispiel hat sie im Naturschutzgebiet „Heisinger Ruhraue“ zusammen mit Schüler/inne/n aus der Stadtmitte Auwälder vergrößert.
Außerdem ist die Untere Naturschutzbehörde tätig, wenn die Lebensstätten und Wanderkorridore von bestimmten Tierarten akut gefährdet sind und die Tierart an dem betroffenen Standort droht auszusterben. So wurde mit der Stiftung Zollverein und dem Naturschutzbund auf der Welterbestätte „Industriekomplex Zeche Zollverein“ in Stoppenberg ein stehendes Kleingewässer unter anderem für die Kreuzkröte vor dem Austrocknen geschützt.