Borderline-Projekt am JobCenter Essen

Fotoausstellung zeigt die Stärke, die Jugendliche mit Borderline-Störung jeden Tag beweisen

23.11.2017

Es sind Fotos von großer Intensität. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Borderline-Gruppe im JobCenter Essen gewähren mit ihrem Fotoprojekt "Try Walking In My Shoes..." intime Einblicke in ihr Seelenleben. Die Fotos sind ästhetisch, verbergen zugleich aber nichts vom Empfinden der jungen Menschen: Die kleine Ausstellung, die jetzt im JobCenter Essen in der Lützowstraße gezeigt wurde, offenbart das changierende Selbstbild der Jugendlichen, zeigt das Gefühl von Verlorenheit und Gefährdung und ist zugleich - in der Offen- und Schutzlosigkeit, mit der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer präsentieren - ein Zeichen für ihren Mut.

Entstanden sind die Bilder in der Zusammenarbeit der Heilpraktikerin für Psychotherapie Sabine Thiel und der Borderline-Gruppe mit dem Essener Fotografen Patrick Kaut.

Der größere Zusammenhang: Rund ein Drittel der JobCenter-Kundinnen und Kunden leidet unter einer psychischen Erkrankung. Seit 2007 entwickelt das JobCenter Essen daher mit seinen Partnern aus dem Gesundheitswesen Ansätze und Maßnahmen, um den Jugendlichen trotz einer Erkrankung den Weg in eine reguläre Berufsausbildung zu öffnen. Das Inklusive, Sensitive Borderline AusbildungsProjekt (ISBAP) ist seit 2015 Teil dieser Angebotsstruktur. Konkret bietet das JobCenter Essen in Zusammenarbeit mit Sabine Thiel in seiner Geschäftsstelle Mitte-Nord in der Lützowstraße ein besonderes Gruppenangebot für Jugendliche mit Borderline-Persönlichkeitsstörung. Primäres Ziel der gemeinsamen Arbeit ist die Stabilisierung und der Motivationsaufbau für die Aufnahme einer begleiteten Ausbildung.

Neben einer offenen Sprechstunde für die Jugendlichen und ihre Familien gehört die Einbindung in eine Selbsthilfegruppe zu dem - in allen Phasen freiwilligen - Angebot von ISBAP.

Fallmanagerinnen und -manager des JobCenters begleiten die Prozesse von Beginn an. Beim Start einer betrieblichen Ausbildung werden Einzelcoachings sowohl für die Jugendlichen als auch die Betriebe realisiert, um einen erfolgreichen Abschluss sicherzustellen.

Gefördert wurde das Angebot bis Ende Mai 2017 von der Novitas BKK. Zum 1. Juni 2017 konnte die Finanzierung durch die Teilnahme des JobCenters Essen am bundesweiten "Modellprojekt zur Verzahnung von Arbeits- und Gesundheitsförderung" umgestellt werden. Im Rahmen dieses Projektes wird das JobCenter Essen weiter von Holger Russ von der Novitas BKK unterstützt.

Das JobCenter Essen und Heilpraktikerin Sabine Thiel konnten seit Start von ISBAP für ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Perspektiven erreichen: Fünf Jugendliche starteten eine Ausbildung beziehungsweise eine geförderte Ausbildung, drei Teilnehmende setzten den Schulbesuch fort oder nahmen ihn wieder auf, sieben begannen weiterführende JobCenter-Maßnahmen, einer ein betriebliches Praktikum.

Die Betriebe für die Arbeit mit Borderline-Jugendlichen zu erreichen, bleibt schwer. Weil die Jugendlichen mit der Foto-Ausstellung, die jetzt im JobCenter Essen gezeigt wurde, auch die Vorurteile und negativen Mythen über ihre Erkrankung durchbrechen wollen, ist es der Wunsch der Organisatoren die Motive auch für längere Zeit und an anderen Orten zu zeigen.

Ein Ausstellungstermin und -ort ist bereits vereinbart: Im Sommer 2018 werden die Fotos im Rathaus-Foyer ausgestellt.

Herausgegeben von:

JobCenter Essen
Berliner Platz 10
45127 Essen
URL: Jobcenter Essen

Jugendliche erläuterten den Besuchern die Fotomotive. Re. Heilpraktikerin Sabine Thiel. Links Thomas Mikoteit, Abteilungsleiter JobCenter, und Sozialdezernent Peter Renzel. Foto: Heike Schupetta, JobCenter

Ein Motiv der Ausstellung zeigt Fotograf Patrick Kaut mit Jugendlichen aus der Borderline-Gruppe.
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