Vortrag: Salomo Friedlaender/ Mynona (1871-1946)

Am 28. März, um 19 Uhr, Alte Synagoge Essen. Der Eintritt ist frei.

21.03.2019

Hartmut Geerken referiert am 28. März in der Alten Synagoge Essen zum Philosoph und Dichter Salomo Friedlaender/ Mynona (1871-1946).

Zum Vortrag

Die Synagogengemeinde Essen zählte in den 1920er Jahren fünftausend Mitglieder. Rabbiner Salomon Samuel war ihr gebildetes religiöses Oberhaupt mit vielfältigen Beziehungen in die Intellektuellenszene. Salomo Friedlaender (Pseudonym: Mynona) stammte aus Posen, studierte in Berlin und Jena Medizin und Philosophie. Seine Schwester war mit dem Rabbiner verheiratet. Durch diese familiären Bande war Friedlaender oft Gast in der Alten Synagoge. Mit Ernst Samuel, einem Bruder des Rabbiners, der unter dem Anagramm Ernst Ruest in Berlin lebte und publizierte, war Friedlaender, vor allem in der Zeit des Exils in engem Kontakt.

In Essen lernte Friedlaender durch die Vermittlung von Salomon Samuel den Juristen und Kant-Philosophen Ernst Marcus (1856-1928) kennen, der ein Mentor Friedlaenders wurde. Friedlaender/ Mynonas philosophischer Denkweg lässt sich in die Formel fassen: Von Schopenhauer und Nietzsche durch Ernst Marcus zu Kant – und über Kant hinaus. Friedländer publizierte in fast allen Zeitschriften des Expressionismus ("Der Sturm, Die Aktion, Jugend") und wurde von den Dadaisten sehr geschätzt. Er hatte unter anderem Kontakt zu Else Lasker-Schüler, Gustav Landauer, Erich Mühsam, Samuel und Ida Lublinski, Martin Buber und gehörte zur literarischen Avantgarde der Weimarer Republik. Nach 1933 flüchtete er sich nach Paris, geriet dort immer mehr in Armut und Vergessenheit. Überlebte halb im Untergrund und nur durch Zufall die NS-Verfolgung und verstarb dort 1946. Seine philosophischen und belletristischen Werke stehen für den Aufbruch und die Beteiligung von Juden an den geistigen Strömungen des späten Kaiserreichs und der Weimarer Zeit. Vor allem seine Briefe an Anna und Salomon Samuel vermitteln Einblicke in das Geistesleben der Essener Juden.

Zum Referenten

Hartmut Geerken wurde in Stuttgart geboren, studierte Orientalistik in Tübingen und Istanbul. Er war Mitarbeiter des Goethe-Instituts in Kairo, Kabul und Athen (1966-1983). 1991/92 hatte er den Lehrstuhl für Poetik an der Folkwang-Universität inne. Er ist Autor, Komponist, Musiker, Hörspielautor und Filmemacher und lebt seit 1983 in Herrsching am Ammersee. Er ist Nachlassverwalter und Mitherausgeber der Werke von Salomo Friedlaender/Mynona, die zur Zeit in einer 38-bändigen Ausgabe erscheint.

Der Vortrag findet am Donnerstag, 28. März, um 19 Uhr, in der Alten Synagoge - Haus jüdischer Kultur (Seminarraum, Eingang Alfredistraße) statt. Der Eintritt ist frei.

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