Die Stadt Essen in der Grünen Dekade

20.02.2020

Das Jahr 2017 stand für die Stadt Essen ganz im Zeichen der Grünen Hauptstadt Europas. Doch der Titel "Grüne Hauptstadt Europa - Essen 2017" wirkt bis heute nach und die Stadt Essen verfolgt auch im Anschluss an das Grüne-Hauptstadt-Jahr die nachhaltigen Ziele und Themen weiterhin konsequent.

Insgesamt zwölf Themenfelder liegen dabei seit dem Grüne-Hauptstadt-Jahr im Fokus und sollen auch in der Grünen Dekade bis 2027 umgesetzt werden.

1. Klimawandel
Das übergeordnete Klimaschutzziel der Stadt Essen liegt in der Minimierung der CO2-Emmissionen. Um der hohen Priorität für das Thema Klimaschutz gerecht zu werden, hat der Rat der Stadt Essen die Stadtverwaltung beauftragt, bis spätestens Sommer 2021 einen Aktionsplan für Klima und Energie vorzulegen, der als Weiterentwicklung des Integrierten Energie- und Klimakonzepts (IEKK) fungieren soll. Im Rahmen des IEKK, welches im Jahr 2009 entwickelt wurde, wurden und werden zahlreiche Projekte, wie beispielsweise die energetische Optimierung von Dächern, Fassaden, Fenstern, das Hof- und Fassadenprogramm oder BaumAdapt für ein besseres Stadtklima, umgesetzt.

Neue Leitprojekte in den Bereichen Klimaschutz und Klimaanpassung sind unter anderem die Verlängerung des Stromliefervertrages der Stadt Essen mit der Vereinbarung zum Bezug von 100 Prozent Ökostrom, die Entwicklung des zukünftigen Literatur Quartiers Essen als "Reallabor der Energiewende" im Projekt SmartQuart oder die Zukunftsinitiative "Wasser in der Stadt von morgen".

Mit einem Ratsbeschluss wurde im Juli 2019 zudem festgelegt, die Themen Klimaschutz und Anpassung an die Folgen des Klimawandels bei allen Entscheidungen grundsätzlich zu beachten.

2. Nahverkehr und Mobilität
Bereits im Jahr der Grünen Hauptstadt war das Thema Mobilität ein Schwerpunktthema und bleibt ein zentraler Schlüsselsektor, um die städtische Luftqualität zu verbessern. Hierbei stellt der Modal Split 2035 das übergeordnete Ziel dar: Bis 2035 soll sich der Verkehr gleichmäßig zu jeweils 25 Prozent auf die Mobilitätsfelder ÖPNV, Radverkehr, Fußverkehr und Motorisierten Individualverkehr verteilen. Anknüpfend an das Handlungskonzept zum Modal Split 2035, welches im September 2019 im Rat der Stadt Essen diskutiert wurde, ist die Verwaltung beauftragt, einen Entwurf für den Bearbeitungsprozess eines Essener Mobilitätsplans zu erstellen und dem Rat zur Beschlussfassung vorzulegen. Um das Thema gezielt mit Bürgerinnen und Bürgern zu diskutieren, findet am 20. Juni 2020 zudem ein Bürgerforum "Mobilität" statt, an dem 500 zufällig ausgewählte Essenerinnen und Essener teilnehmen werden, die repräsentativ für die Bevölkerung der Stadt stehen.

Ebenso wurden bereits zahlreiche Projekte und Planungen umgesetzt und angestoßen, um die Zukunft der Essener Mobilität zu gestalten. Beispiele hierfür sind die Verbesserung des ÖPNV-Angebots, der Ausbau der Elektroladeinfrastruktur, das neue Parkraumbewirtschaftungskonzept, die bereits fortgeschrittenen Planungen der Fahrradachsen A, B und C sowie die Planungen der Bahnhofstangente.

3. Städtische Grünflächen
Im Rahmen der "Grünen Hauptstadt Europas - Essen 2017" wurden in diesem Handlungsfeld unter anderem die Ziele definiert, dass alle Essenerinnen und Essener das "Grüne Wegenetz" der Stadt unterhalb von 500 Metern erreichen und sich Essen zu einer grünen Stadt mit Lebens- und Freizeitqualität entwickeln soll. Um dies zu erreichen wurden weitere Teilziele festgelegt, die beispielsweise die Verdichtung des Freiraumnetzes oder die Verbesserung Grünflächenversorgung beinhalten. Als wesentliches Steuerungselement kann der Landschaftsschutzplan dienen, der innerhalb der nächsten vier Jahre ausgearbeitet wird.

Ganz konkret leistet beispielsweise bereits jetzt das Handlungskonzept "ESSEN.Neue Wege zum Wasser" einen kontinuierlichen Beitrag zur Verdichtung und Qualitätssteigerung des Freiraumnetzes. Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept "Starke Quartiere - Starke Menschen", unter anderem mit dem Schwerpunkt Straßen, Plätzen und Parkanlagen aufzuwerten, oder die Integierten Entwicklungskonzepte Soziale Stadt sorgen ebenfalls dafür, städtische Grünflächen zu verbessern. Beispiel für die Integrierten Entwicklungskonzepte Soziale Stadt sind unter anderem die Umgestaltung des Elisenplatzes im Ostviertel oder des Waldthausenparks im Essener Stadtkern sowie die vermehrte Pflanzung von Straßengrün. Wichtig sind zudem die vielfältigen Initiativen der Stadt zur Förderung der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit Bürger- und Naturschutzgruppen sowie dem Essener Kleingartenwesen und der Land- und Forstwirtschaft. Ein konkretes Beispiel hierfür ist das Kleingartenentwicklungskonzept, welches sich aktuell in der Ausarbeitung befindet.

4. Natur und Biodiversität
Das Leitziel in diesem Themenfeld ist eine hohe Lebensqualität durch die Balance zwischen urbanen und naturnahen Räumen. Wie bereits im Themenfeld "Städtische Grünflächen" kann die Neuaufstellung des neuen Landschaftsplans an dieser Stelle ebenfalls ein wichtiges Steuerungsinstrument darstellen. Die von der Verwaltung erstellte Vorlage zu einem Aktionsplan für Vogel-, Bienen- und Insektenschutz skizziert die aktuelle Praxis in diesem Bereich und führt mögliche zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Arten auf. Die Kosten zur Konkretisierung des Grobkonzepts für einen Zeitraum von zwei Jahren wurden auf 360.000 Euro beziffert.

5. Luftqualität
Die Verbesserung der städtischen Luftqualität zum Schutz der Bevölkerung und Umwelt ist ein Ziel, welches sich kaum als eigenständiges Themenfeld separieren lässt, da es stark mit anderen Feldern, wie der Mobilität, der Energieeffizienz oder Ökoinnovation verzahnt ist.

Im Fokus dieses Themenfeldes steht aktuell die Einhaltung des NO2-Grenzwertes von 40 µg/m³. Mit ergänzenden Maßnahmen konnte der Luftreinhalteplan Ruhrgebiet 2011 – Teilplan West – für den Bereich der Stadt Essen (LRP Essen) fertiggestellt werden, der von Mitte Januar bis Mitte Februar offengelegt wurde. Mit der Stadt Essen hat die Bezirksregierung Düsseldorf ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur weiteren Verbesserung der Luftqualität in Essen erarbeitet, wobei der Luftreinhalteplan Essen über 50 neue oder weiterentwickelte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität enthält. Beispiele hierfür sind die Nachrüstung von Fahrzeugen im ÖPNV sowie bei kommunalen Unternehmen, die Errichtung einer Umweltsensitiven Ampelsteuerung auf der Alfredstraße oder derUmweltspur auf der Schützenbahn.

Erste Auswertungen der Stickstoffdioxid-Messungen im Essener Stadtgebiet durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) zeigen, dass sich die Luftqualität im Jahr 2019 bereits verbessert hat.

6. Lärm
In Bezug auf die Qualität der akustischen Umgebung sollen die Grenzwerte von 55 dB(A) (Gesamttag) und 45 dB(A) flächendeckend eingehalten werden. Um diese zu erreichen gilt es, vorab beispielsweise die Betroffenenzahlen oder die Gesamtfläche der lärmbelasteten Gebiete zu senken. Im September 2017 wurde durch den Rat der Stadt Essen der Lärmaktionsplan als zentrales Steuerungselement verabschiedet. Im September 2019 wurden in den politischen Gremien Lärmkarten und Betroffenenzahlen präsentiert, auf deren Grundlage aktuell eine Fortschreibung des zweiten Lärmaktionsplans erfolgt. Wie bereits im Themenfeld "Luft" ist auch in Zusammenhang mit der Lärmbelastung insbesondere die Entwicklung im Bereich des Verkehrs ein entscheidender Faktor. Aus diesem Grund soll auch der Modal Split 2035 entsprechend Berücksichtigung im Lärmaktionsplan finden.

7. Abfallproduktion und -management

Entscheidendes Steuerungselement zur Steigerung der gesamtstädtischen Recyclingquote und der Reduzierung des Abfallaufkommens pro Einwohnerin und Einwohner, den Grüne Hauptstadt Zielen in diesem Themenfeld, ist das "Abfallwirtschaftskonzept der Stadt Essen 2015-2019". Mit einem im Ausschuss für Umwelt, Verbraucherschutz, Grün und Gruga beschlossenen Antrag wurde die Stadtverwaltung im November 2019 dazu aufgefordert, eine Fortschreibung des Konzeptes vorzulegen, in dem Maßnahmen zur Erreichung der aufgeführten Ziele enthalten sind. Die Erstellung des Abfallwirtschaftskonzeptes soll unter breiter öffentlicher Beteiligung erfolgen.

8. Wasserwirtschaft
Im Themenfeld "Wasserwirtschaft" ist die Sicherung und Steigerung der Trinkwasserqualität als oberstes Ziel definiert. Als wesentliches Instrument fungiert hier das Kommunale Wasserversorgungskonzept der Stadt Essen, welches für die Jahre von 2018 bis 2023 gilt. Mit diesem Konzept besteht eine Vorsorgeplanung zu langfristigen und verlässlichen Sicherstellung der öffentlichen Trinkwasserversorgung - und dies vor dem Hintergrund des Klimawandels sowie Gefährdungsanalysen als auch Umwelteinflüssen.

9. Abwasserwirtschaft
Im November 2019 wurde die 5. Fortschreibung des Abwasserbeseitigungskonzepts beschlossen. Im Bereich der Verbesserung des Abwassersammlungssystems stellt der Umbau der Emscher das Leitprojekt dar - mit dem Ziel, das Gewässer bis Ende 2021 von Abwässern zu befreien. Zur zukunftsfähigen, nachhaltigen und wassersensiblen Stadtentwicklung innerhalb der Emscherregion ist die Stadt Essen darüber hinaus Teil der Zukunftsinitiative "Wasser in der Stadt von morgen".

10. Öko-Innovation und nachhaltige Beschäftigung
Übergeordnetes Ziel dieses Themenfeldes ist es, die Ressourcen- und Energieeffizient der Essener Wirtschaft zu steigern und die nachhaltigen Strukturen der regionalen Ökonomie zu stärken.

Über den Ausbau der Umweltwirtschaft in Essen soll sich die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs in diesem Sektor in den nächsten fünf Jahren auf 20.000 erhöhen. Mit der aktuellen Entwicklung der ehemaligen Kohle- und Bergbauflächen zu modernen und zukunftsfähigen Gewerbegebieten im Zuge von "Freiheit Emscher" wird diese Stärkung und Schaffung von sogenannten "Green Jobs" erwartet.

Ebenso ist zur Erreichung des Zieles auch das Thema Umweltbildung ein zentraler Aspekt. Von großer Bedeutung ist hier das Umweltbildungszentrum "Schule Natur" im Grugapark, dessen Angebot jährlich über 45.000 Schülerinnen und Schüler nutzen. In der Wirtschaft ist darüber hinaus das Projekt "ÖKOPROFIT" ein Erfolgsbeispiel, das bereits in seine zehnte Runde geht. Die in den ersten neun Runden umgesetzten Maßnahmen sparen allein beim CO2-Ausstoß jährlich rund 69.000 Tonnen ein.

11. Energieeffizienz
Um das gesetzte Ziel, fortlaufend den Gesamtenergieverbrauch der Stadt zu senken, kommen unterschiedliche Aspekte zum Tragen. So legt das Sonderinvestitionsprogramm (SIP) beispielsweise einen Fokus auf energetische Sanierungen des kommunalen Gebäudebestandes, weshalb die allgemeine Sanierungsrate deutlich erhöht werden kann. Das Energiesparcontracting des Essener Rathauses ist dabei ein Bespiel, für das die Stadt 2019 den European Energy Service Award der Berliner Energieagentur und der Europäischen Kommission erhalten hat. Jährlich können durch die technische Effizienzsteigerung Energiekosten in Höhe von eine Million Euro eingespart und die CO2-Emission um jährlich 2.700 Tonnen gesenkt werden.

Die Neubauten der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck und des Gymnasiums Nord-Ost im Nordviertel werden darüber hinaus im Passivhausstandard errichtet, welcher besonders hohe Möglichkeiten zu Einsparung des Heizwärmeverbrauchs bietet.

12. Integriertes Umweltmanagementsystem
Anknüpfend an die "Grüne Hauptstadt Europas - Essen 2017" ergibt sich für die Stadt Essen sowohl die Verpflichtung als auch der Anspruch, die Themen der Grünen Hauptstadt nachhaltig und dauerhalft weiterzuverfolgen und umzusetzen. Mit der Aufgabe, diese Ziele zu verfolgen und gesamtstädtisch zu koordinieren wurde die Grüne Hauptstadt Agentur ins Leben gerufen, welche zudem mit eigenen Projekten zu Zielerreichung beiträgt.

Um die Zielsetzung zu erfüllen hat die Grüne Hauptstadt Agentur eine Struktur entwickelt, die sowohl städtische Fachbereiche, städtische Unternehmen, die Privatwirtschaft, die Bevölkerung sowie als auch wissenschaftliche Expertise verknüpft. Laut eines politischen Beschlusses soll die Grüne Hauptstadt Agentur darüber hinaus zu einem Knotenpunkt des klimapolitischen Engagements von Kommune, Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürgern ausgebaut werden.

Im Rahmen eines Fortschrittberichts soll im November 2020 erstmals eine Evaluation zur Zielerreichung vorlegt werden. Anschließend soll dieser Bericht regelmäßig, mindestens aber einmal jährlich, Fortschritte, Maßnahmen, Erfolge aber auch Schwierigkeiten darstellen.

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