Oberbürgermeister Kufen empfängt Angehörige von Dr. Hermann Bach im Essener Rathaus

17.08.2022

Am Dienstag (16.08.) hat Oberbürgermeister Thomas Kufen auf Initiative der Emschergenossenschaft Angehörige der Familie von Dr. Hermann Bach im Essener Rathaus empfangen. Bei einem gemeinsamen Frühstück wurde an das Leben und Wirken des Essener Oberchemikers, der aufgrund seiner Familienvergangenheit von den Nationalsozialisten verfolgt wurde, erinnert.

Dr. Hermann Bach wurde am 22. März 1875 in Lemberg als Sohn jüdischer Eltern geboren. Nach dem Studium der Chemie in Würzburg und Breslau folgte 1901 die Promotion sowie im November 1907 der Eintritt in den Dienst der Emschergenossenschaft in Essen. Hier war Dr. Bach als "Oberchemiker" und Vorsteher der Chemischen Abteilung tätig – und trug so u.a. mit 15 Verfahrens-Patentierungen viel zur Abwasserentsorgung der Region und der Stadt bei. Unter sein Wirken fällt auch die Entwicklung des "Emscherfilters", ein Verfahren zur biologischen Reinigung von phenolhaltigen Abwässern. Gemeinsam mit seiner Frau Margareta wohnte das Paar in Rüttenscheid.

"Die Familie Bach war ein bedeutender Teil unserer Stadt“, so Oberbürgermeister Thomas Kufen. Das Regime der Nationalsozialisten verfolgte aufgrund der Familienvergangenheit die Familie Bach und so wurde 1935 Dr. Bach auf Druck der Nationalsozialisten bei der Emschergenossenschaft entlassen, woraufhin das Paar nach Berlin flüchtete. Am 7. Januar 1944 wird Dr. Bach verhaftet und ins Polizeigefängnis gebracht, wo er dort am gleichen Tag stirbt. Seine schwerkranke Ehefrau Margareta stirbt wenige Monate später.

Bereits vor einigen Jahren hat die Emschergenossenschaft begonnen, ihre Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus durch Wissenschaftler*innen der Ruhr-Universität Bochum untersuchen zu lassen. Durch die Befragung von Zeitzeug*innen und ehemaligen Beschäftigten wurde letztlich auch das Schicksal des früheren Chef-Chemikers bekannt.

"Ich darf Ihnen versichern: Die Familie Bach ist nicht vergessen. Wir haben mehrere Wege gefunden, um an Dr. Hermann Bach und seine Familie zu erinnern", so Thomas Kufen.

"Essener Beiträge", Stolperstein und Grabstein: Erinnerungen an die Familie Bach

So begrüßte Oberbürgermeister Kufen vor Ort auch die Journalistin und Historikerin Martina Gorlas gemeinsam mit ihrem Vater Johannes Gorlas. Beide haben, unterstützt durch die Emschergenossenschaft, in der Reihe "Essener Beiträge", die der Historische Verein für Stadt und Stift Essen e.V. herausgibt, an das Schicksal von Dr. Hermann Bach und das seiner Familie erinnert. Johannes Gorlas hat ebenfalls als Chemiker bei der Emschergenossenschaft gearbeitet.

"Mit dieser einfühlsamen und eindrucksvollen Biografie von Dr. Hermann Bach haben Sie beide ihm und seiner Familie die Würde zurückgegeben und zugleich einen wertvollen Beitrag zur Vervollständigung unserer Stadtgeschichte geleistet. Dafür danke ich ganz herzlich", so der Oberbürgermeister. Ebenso dankte Thomas Kufen der Emschergenossenschaft für die Einladung der Angehörigen der Familie Bach und das Aufstellen eines Grabsteins auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee in Berlin. Die Emschergenossenschaft hat die Kosten dafür übernommen.

Zusätzlich wird die Stadt Essen im Herbst dieses Jahres auf Initiative von Martina Gorlas und der Emschergenossenschaft vor der Hauptverwaltung des Wasserverbandes einen sogenannten Stolperstein in Erinnerung an Dr. Hermann Bach verlegen. "Stolpersteine werden in das Pflaster eingelassen und erinnern so an das Schicksal der Menschen, die im Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie zeigen uns aber auch: Hier – mitten unter uns – vermissen wir Menschen, die ein wertvoller Teil der DNA unserer Stadt waren. Das gilt auch für Dr. Hermann Bach und seine Familie", so Thomas Kufen. "Es ist uns eine große Ehre, dass sie gekommen sind, um an die frühere Arbeits- und Wirkungsstätte von Dr. Hermann Bach zu reisen und damit zugleich zu den Wurzeln Ihrer Familiengeschichte zurückzukehren. Ich danke Ihnen für Ihr Kommen und wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt.“ Dieser führt die Familienangehörigen auch zu der Alten Synagoge, dem zentralen Ort für jüdisches Leben und jüdische Erinnerungskultur.

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