Die wirtschaftliche Situation der Theater und Philharmonie Essen (TUP) hat sich im laufenden Jahr weiter verschärft. Bereits im März 2024 hatte die Verwaltung den Rat der Stadt Essen umfassend über die finanzielle Entwicklung informiert. Inzwischen sieht sich die Geschäftsführung veranlasst, auf Basis neuer Zahlen einen Nachtrags-Wirtschaftsplan für 2024/2025 sowie einen überarbeiteten Plan für 2025/2026 vorzulegen.
Deutlicher Anstieg der Ausgaben
Im Vergleich zur ursprünglichen Planung steigen die betrieblichen Aufwendungen im laufenden Jahr um rund 3 Millionen Euro, insbesondere aufgrund höherer Personal- und Projektkosten bedingt durch tarifliche Bindungen. Zwar konnten die Einnahmen leicht verbessert werden, sie liegen aber dennoch deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Der Jahresfehlbetrag für 2024/2025 wird nun mit rund 61 Millionen Euro beziffert. Dieser kann noch durch die vorhandene Kapitalrücklage ausgeglichen werden. Als Auswirkung der Corona-Pandemie konnte die TUP die Kapitalrücklage aufgrund geringerer Personalaufwendungen bedingt durch Kurzarbeit von bis zu 20 Millionen Euro aufbauen und in den vergangenen fünf Jahren damit die Deckungslücke zwischen den Jahresfehlbeträgen und den städtischen Zuschüssen schließen. Ab dem kommenden Jahr jedoch droht eine bilanzielle Überschuldung.
Finanzielle Lage ab 2025 kritisch
Für das Haushaltsjahr 2025/2026 rechnet die TUP mit einem noch höheren Defizit in Höhe von rund 66 Millionen Euro. Die städtischen Zuschüsse reichen nicht aus, um die Lücke von über 5 Millionen Euro zu decken. Da die Kapitalrücklage zu diesem Zeitpunkt nahezu aufgebraucht ist, würde die Gesellschaft ohne Gegenmaßnahmen überschuldet sein.
Stadt schlägt Maßnahmen zur Stabilisierung vor
Angesichts dieser Entwicklung soll die TUP-Geschäftsführung beauftragt werden, ein Maßnahmenkonzept zur umfassenden Kostensenkung bzw. Ertragssteigerung, Restrukturierung und künftigen kulturellen sowie künstlerischen Ausrichtung der TUP zu erarbeiten. Erste Vorschläge wurden durch die Geschäftsführung bereits eingebracht. Für weitere Restrukturierungsmaßnehmen kann auch eine externe Beratung in Anspruch genommen werden. Außerdem soll das geplante Bauprojekt "TUP-Casa" zunächst ausgesetzt und umfassend geprüft werden. Am heutigen Dienst berät zunächst der Ausschuss für Digitalisierung, Wirtschaft, Beteiligungen und Tourismus darüber, in der kommenden Sitzung auch der Rat der Stadt Essen.
Der Aufsichtsrat der TUP unterstützt diese Vorschläge und hat den Wirtschaftsplan 2025/2026 unter Vorbehalt zur Feststellung empfohlen – allerdings nur bei zusätzlicher finanzieller Unterstützung durch die Stadt, etwa in Form einer Erweiterung des Cash-Pool-Rahmens oder der Kapitalzuführung.
Personal und Perspektive
Mit einem Anteil von rund 78 Prozent an den Gesamtaufwendungen stellen die Personalkosten den größten Ausgabenblock dar. Dennoch wird eine nachhaltige Stabilisierung voraussichtlich nicht ohne Maßnahmen im Personalbereich möglich sein – zum Beispiel durch den Verzicht auf die Verlängerung befristeter Verträge oder die Nicht-Nachbesetzung freiwerdender Stellen. Für den Konzern Stadt Essen gilt dabei ein Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen.
Trotz aller Anstrengungen wird eine zusätzliche finanzielle Unterstützung aus dem städtischen Haushalt spätestens ab 2026/2027 notwendig sein, um die Zahlungsfähigkeit der TUP sicherzustellen. Die Verwaltung wird dem Rat hierzu rechtzeitig Entscheidungsvorlagen unterbreiten.
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