Schreibkundig: Mittelalterlicher Schreibgriffel gibt Einblick in das Essener Stiftsleben

16.08.2017

Um das Jahr 850 erfolgte in Essen die Gründung des Frauenkonvents. Neben den üblichen Aufgaben der Stiftsdamen – so dem Totengedenken, der sogenannten "memoria", und den vielfältigen Tätigkeiten im Stift - kamen auch der Schulunterricht und Arbeiten im Skriptorium hinzu.

Einen kleinen Einblick in diese Teile des Stiftslebens ermöglicht ein überraschender Fund der städtischen Archäologen. Als zwischen 2002 und 2003 auf dem Burgplatz die neue VHS entstand, konnte die Stadtarchäologie im Rahmen der Grabungen einen in zwei Teile zerbrochenen, etwa 13 Zentimeter langen Schreibgriffel aus Buntmetall sichern. "Erst jetzt fiel der Griffel bei den Auswertungen des Fundmaterials auf", so Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp.
Vergleichbare Griffel fanden seit der Antike beim Beschreiben von Wachstäfelchen Verwendung. Sie besitzen unterschiedlich ausgeformte Enden: mit dem zugespitzten Ende wurde die Tafel beschrieben, mit dem Spatel das Wachs wieder glattgestrichen, um es erneut nutzen zu können. Zwei Wachstafeln wurden bereits 1925 auf dem Burgplatz bei Ausgrabungen gefunden. Der 2003 gefundene, fein gearbeitete Schreibgriffel stammt wohl aus dem 10. Jahrhundert.

"Ob der gefundene Griffel auf den Standort einer Domschule hinweist, wäre zwar ein verlockender historischer Schluss, so Dr. Detlef Hopp, "dies lässt sich aber für den Fund aus der Baugrube der Volkshochschule nicht sicher sagen."

Der Fund wird im Januar 2018 in der Ausstellung "Stadtarchäologie 2017" zu sehen sein. In der jährlichen Stadtarchäologie-Ausstellung werden jeweils die wichtigsten stadtarchäologischen Funde des Vorjahres ausgestellt.

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Der mittelalterliche Griffel. Bildhintergrund: beschriebene Wachstafel Grafik: Stadtarchäologie
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