Spielscheiben oder Wurfscheiben?

Neuer Fund der Stadtarchäologie gibt Rätsel auf

19.09.2017

Ein seltener archäologischer Fund gibt der Essener Stadtarchäologie derzeit Rätsel auf: neben steinzeitlichen Geräten aus Feuerstein entdeckte man in diesem Jahr in Essen-Fischlaken auch eine – auf den ersten Blick unauffällige - Scheibe aus Ruhrsandstein. Mit etwa 1,5 Zentimetern Dicke und einem Durchmesser von etwa 7,5 Zentimetern ist dieser Fund leicht zu übersehen. Scheiben wie diese wurden bisher in Essen äußerst selten gefunden.

Auf den ersten Blick erscheint es, als könnte dieser Fund ins Mittelalter datiert werden. Der Blick auf ähnliche Funde aus Essen und Umgebung zeigt, dass Scheiben dieser Art im Mittelalter als Spielsteine genutzt wurden: Von der Essener und der Hattinger Isenburg beispielsweise stammen gleich mehrere dieser Scheiben, die unter anderem im Burghof entdeckt und ins 13. Jahrhundert datiert wurden. Vermutet wird, dass die Scheiben, in deren Nähe in Hattingen auch Steinkugeln entdeckt wurden, zu einem Wurfspiel gehörten, wie sie ähnlich in Italien oder Frankreich noch heute – nun als Boccia und Boule – gespielt werden.

"Bemerkenswert bei dem neuen Fund ist, dass auf dem Fundplatz bisher nur steinzeitliche Objekte geborgen wurden. Mittelalterliche Objekte haben wir dort bis jetzt noch gar nicht entdecken können", erklärt Stadtarchäologe Dr. Detlef Hopp.
Ob die Steinscheibe tatsächlich ins Mittelalter datiert werden kann oder doch aus der Steinzeit stammt, müssen deshalb weitere Untersuchungen zeigen. "Sollte die Scheibe aus der Steinzeit stammen, ist es möglich, dass sie zum Beispiel bei der Jagd als Wurfscheibe gedient hat. Wir sind auf die Untersuchungsergebnisse sehr gespannt", so Dr. Hopp.

Der Fund wird im Januar in der Ausstellung "Stadtarchäologie 2017" zu sehen sein.

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Wurfscheibenfund
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