Bewegtbildkunst im Museum Folkwang

Neue Film Box wird mit Werken zur Ausstellung "Unheimlich real" bespielt

05.10.2018

Das Museum Folkwang zeigt in der Film Box im Foyer begleitend zur Ausstellung "Unheimlich real. Italienische Malerei der 1920er Jahre" fünf Filme der 1920er und 1930er Jahre. Die Auswahl von Filmwissenschaftler und Kurator Olaf Möller zeichnet den Bezug der Filmindustrie zu den Themen und Motiven des Realismo magico sowie eng verwandter Kunstbewegungen nach. Die Filme werden jeweils einen Monat lang während der Laufzeit täglich um 11, 14 und 16 Uhr, donnerstags und freitags zusätzlich um 18 Uhr gezeigt. Der Eintritt in die Film Box ist frei.

Da sich das italienische Kino nach dem Ende des Ersten Weltkrieges bis etwa hin zum Beginn des Tonfilms in einer finanziellen wie künstlerischen Krise befand und sich die filmaffine Avantgarde des Landes – im Gleichschritt mit dem jungen faschistischen Staat – mehr vom Futurismus fasziniert zeigte, fand der Realismo magico nur wenig Nachhall in der nationalen Kinolandschaft. Deutlich sichtbar ist die Kunstbewegung aber in den Stadtbildern und Darstellungen bürgerlicher Interieurs wie etwa in Augusto Geninas feinsinnigem Film "Addio giovinezza!" (1929).

Die deutsche Parallelbewegung Neue Sachlichkeit hingegen konnte sich im Kino der Weimarer Republik als ein Hauptidiom der ambitionierten Bewegtbildkunst etablieren. Einen besonderen Platz nimmt hier "Menschen am Sonntag" (1930) ein, mit dem Robert Siodmak, Edgar Georg Ulmer und Rochus Gliese einen Hybrid aus Spiel- und Dokumentarfilm über ein Berliner Arbeiter- und Kleinbürgerwochenende zwischen Bahnhof Zoo und Wannsee schufen. Ein Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit im Film ist Regisseur Georg Wilhelm Pabst, von dem "Geheimnisse einer Seele" (1926) stammt.

Auch einige ausländische Produktionen zitierten die oft drastischen Motive der Neuen Sachlichkeit, siehe etwa Fridrich Ėrmlers "Oblomok imperii" (1929), wo George Groszs Christus am Kreuz mit Gasmaske nachgestellt wird. Der Film weist mit seiner Geschichte eines Soldaten mit Amnesie, der nach langem Koma in der sowjetischen Gegenwart erwacht und diese als bedrohlich und unheimlich wahrnimmt, inhaltlich Parallelen zu der Themen- und Motivwelt des Realismo magico auf.

In den USA brachte der ebenfalls mit dem Realismo magico verwandte Präzisionismus ein Schlüsselwerk der Filmkunst hervor: Charles Sheeler und Paul Strands "Manhatta" (1921) – eine Großstadtsymphonie en miniature und ein Bahnbrecher der frühen US-Avantgarde.

Information

Filmreihe zur Ausstellung "Unheimlich real. Italienische Malerei der 1920er Jahre"
Film Box im Foyer des Museum Folkwang
Filmauswahl: Olaf Möller, Filmwissenschaftler und Kurator

28.9.2018 – 27.10.2018
"Geheimnisse einer Seele"
Deutschland, 1926, 97 Minuten, Regie: Georg Wilhelm Pabst

28.10.2018 – 27.11.2018
"Manhatta"
USA, 1921, 10 Minuten, Regie: Charles Sheeler & Paul Strand

"Menschen am Sonntag"
Deutschland, 1930, 74 Minuten, Regie: Robert Siodmak, Edgar Georg Ulmer & Rochus Gliese

28.11.2018 – 27.12.2018
"Oblomok imperii"
Sowjetunion, 1929, 96 Minuten, Regie: Fridrich Ėrmler

28.12.2018 – 13.1.2019
"Addio giovinezza!"
Italien, 1929, 87 Minuten, Regie: Augusto Genina

Täglich um 11, 14 und 16 Uhr, Donnerstag / Freitag zusätzlich um 18 Uhr
Der Eintritt in die Film Box ist frei.

Die Ausstellung "Unheimlich real. Italienische Malerei der 1920er Jahre" bringt erstmalig in Deutschland wichtige Werke des Magischen Realismus zusammen und macht sie der Öffentlichkeit zugänglich. Damit eröffnet sie die Diskussion über ein bisher hierzulande nur wenig bekanntes Kapitel der europäischen Kunstgeschichte.

"Unheimlich real Italienische Malerei der 1920er Jahre"
28. September 2018 – 13. Januar 2019

Die Ausstellung wird ermöglicht durch die NATIONAL-BANK AG und die Kulturstiftung Essen.

Eintritt: 8 Euro/ 5 Euro, Katalog bei Hirmer: 39,90 Euro

Herausgegeben von:

Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
Telefon: +49 201 88 45160
Fax: +49 201 88 45123
E-Mail: yvonne.daenekamp@museum-folkwang.essen.de
URL: www.museum-folkwang.de

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