Jugendhilfeausschuss empfiehlt Zusammenführung der Konzepte zur Vermeidung der Folgen von Kinder- und Jugendarmut

15.09.2021

In seiner gestrigen (14.09.) Sitzung hat der Jugendhilfeausschuss der Stadt Essen empfohlen, die Konzepte zur Vermeidung der Folgen von Kinder- und Jugendarmut unter dem Dach von "kinderstark – NRW schafft Chancen" zusammenzuführen. Unter Federführung des Jugendamtes wird eine Präventionsstrategie unter Beteiligung des Fachbereichs Schule, des Sozialamtes, des Gesundheitsamtes, des JobCenters Essen und anderer Akteur*innen entwickelt und umgesetzt. Die Personal- und Budget-Ressourcen aus dem Jugendamt für das Projekt "Starke Quartiere – starke Menschen (SQSM)" (Personal und Budget) werden über den Projektzeitraum hinaus fortgeführt und mit den Aufgaben des Programmes "kinderstark – NRW schafft Chancen" beauftragt. Der Rat entscheidet darüber voraussichtlich in seiner Sitzung am Mittwoch, 22. September.

Stadt Essen führend in der Entwicklung kommunaler Präventionsstrategien

Die Stadt Essen übernimmt seit Jahren eine führende Rolle bei der Entwicklung von kommunalen Präventionsstrategien in Nordrhein-Westfalen (NRW) und in der Bundesrepublik Deutschland. Präventive Handlungsansätze werden gemeinsam mit vielen Akteur*innen initiiert und umgesetzt. Bereits 2011 wurde mit dem Arbeitsprogramm "Kinderarmut bekämpfen – Teilhabe ermöglichen" eine gesamtstädtische Kinder- und Jugendhilfestrategie beschlossen. Die notwendige Infrastruktur soll hierbei helfen, die Folgen von Kinder- und Jugendarmut abzumildern. In der Umsetzung des kommunalen Arbeitsprogrammes lag der Fokus zunächst in der Implementierung strukturbildender Maßnahmen für die kindbezogene Armutsprävention gemäß der Präventionsleitlinien: Früh beginnen, Eltern stärken, Kinder fördern und Fachkräfte unterstützen. Ziel der Maßnahmen ist, Kindern mit prekärem familiärem Hintergrund, die Chance auf Selbstbestimmung und Partizipation zu eröffnen, ihre persönlichen, sozialen und kulturellen Ressourcen zu stärken und Teilhabe zu ermöglichen.

Als weiterführende strukturelle Maßnahme beschloss der Rat 2018 das Integrierte Stadtentwicklungskonzept INSEK, um in definierten Räumen durch den Einsatz von Fördergeldern aus dem Europäischen Sozialfonds (SQSM – Starke Quartiere – starke Menschen) sektorenübergreifend in der Kinder- und Jugendhilfe sowie in den Bereichen Gesundheit, Kultur und Bildung weitere Impulse zu setzen. Die Entwicklung eines integrierten kommunalen Gesamtkonzepts wird zudem durch den Ratsauftrag zur Bekämpfung der Kinder- und Jugendarmut und deren Folgen vom 10. Juli 2019 angestrebt.

Chancen des Aufrufs "kinderstark" für Essen

Ziel aller Anstrengungen im Rahmen der Umsetzung des Landesprogrammes ist die Erhöhung der Teilhabechancen von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Essen. Zukünftig soll vor diesem Hintergrund die fachbereichsübergreifende Zusammenarbeit in Essen im Sinne einer Verantwortungsgemeinschaft noch weiter ausgebaut werden, sowohl auf Maßnahmenebene als auch bezogen auf die dezentralen und gesamtstädtischen Netzwerke. Unter dem Dach des Programmes "kinderstark – NRW schafft Chancen" können die bereits bestehenden Konzepte und Programme systematisch zusammengeführt und langfristig bearbeitet werden.

Aufbau einer Koordinationsstelle im Jugendamt

Die Projekttätigkeiten werden nach einem positiven Ratsbeschluss im Herbst 2021 aufgenommen. Zuvor ist die Antragstellung beim Landschaftsverband Rheinland notwendig. Im Fachbereich Jugend wird eine Regiestelle "kinderstark" aufgebaut. Das Projektteam wird in der Abteilung Jugendhilfeplanung des Jugendamtes verankert, wo das entsprechende Know-how in der Netzwerkarbeit und im Aufbau von Präventions- und Bildungsketten vorhanden ist. Die Personalkosten sind bereits im Personalkostenbudget des Jugendamtes enthalten. Bei Weiterführung der Maßnahmen über das Jahr 2022 hinaus sind die erforderlichen Personalkosten entsprechend auch in den Folgejahren bereitzustellen. Darüber hinaus werden beim Land für 2022 voraussichtlich Mittel in Höhe von bis zu 408.222 Euro für Sachkosten und Maßnahmenförderungen abgerufen und für konkrete Aktivitäten eingesetzt.

Zum Hintergrund

Im Jahr 2020 hat das Land Nordrhein-Westfalen den auf Dauer angelegten Programmaufruf "kinderstark – NRW schafft Chancen" ins Leben gerufen. Mit "kinderstark" sollen Kommunen bei der Entwicklung einer tragfähigen kommunalen integrierten Präventionsstrategie unterstützt werden, die die Bereiche Jugendhilfe, Bildung, Gesundheit/Sport, Soziales/Teilhabe und Stadtentwicklung dauerhaft vernetzt. Der Qualitätsrahmen von "kinderstark" bildet dabei eine verpflichtende Orientierung für die teilnehmenden Kommunen und nimmt auf Präventionsleitlinien, Wirkungsorientierung und Steuerungskreislauf Bezug.

Die Höhe der Fördersumme pro Kommune orientiert sich an der Anzahl der Kinder/Jugendlichen im Alter von 3 bis 17 Jahren im SGB II-Bezug. Für Essen betragen die Fördermittel für das Jahr 2021 insgesamt bis zu 780.885 Euro. Mindestens 20 Prozent der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben sind als kommunaler Eigenanteil (maximal 156.171 Euro) zu erbringen. Im soeben veröffentlichten Aufruf für 2022 sind für Essen Fördermittel in Höhe von 778.362 Euro (kommunale Eigenmittel maximal 155.672 Euro) vorgesehen. Die Beantragung ist auch in Teilanträgen möglich, um zum Beispiel die Koordinierungsstelle sukzessive aufzubauen.

Das Landesprogramm "kinderstark – NRW schafft Chancen" ist derzeit als Projektförderung angelegt. Die Landesregierung beabsichtigt eine dauerhafte Strukturförderung, sodass mit der Beteiligung der Stadt Essen an diesem Programm für die Planung und Koordination dauerhafte Planstellen eingerichtet werden können.

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