Der Sommer 2015 wurde den Anwohnen der Essener Mittwegstraße gründlich verhagelt: Müllberge vor dem Haus Mittwegstraße 16 und ein schwunghafter Schrotthandel der überwiegend rumänischen Bewohner sorgten regelmäßig für Beschwerden. Auch ärgerten sich die Nachbarn über unerträglichen Lastwagenlärm in den Nacht- und Morgenstunden sowie über eine riesige Kinderschar, die ständig auf der Straße spielte. Besonders durch die spielenden Kinder kam es gehäuft zu Sachbeschädigung an den dort abgestellten Fahrzeugen.
Im November des vergangenen Jahres reagierten Polizei, Ordnungs- und Jugendamt mit einer abgestimmten, gemeinsamen Maßnahme. Insbesondere Experten für Umweltdelikte nahmen das Problemhaus gewissenhaft unter die Lupe. So konnte festgestellt werden, dass alle Kinder der Schulpflicht nachkommen. Noch bei einer Kontrolle im Sommer hatten die Ordnungskräfte Mühe, sich den Weg durch meterhoch vermüllte Toreinfahrten und Altmetall zu bahnen. Mittlerweile gibt es einen neuen Eigentümer, der sich kooperativ zeigt. Aber auch die überwiegend rumänischen Bewohner verhalten sich inzwischen so, dass es mittlerweile kaum noch Anlass zur Beschwerde gibt.
Dies ist nicht zuletzt der Ordnungspartnerschaft "Perspektive Nordviertel“ zu verdanken, mit deren Vorgehen sich die Anwohner gerade bei der jetzigen Anwohnerversammlung sehr zufrieden zeigten. Besonders lobten die Nachbarn das vom Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte initiierte Konzept der Kinderbetreuung, wozu eine Spieletonne vor Ort gehört. Über 40 Kinder nehmen das Spielangebot mit großer Begeisterung an.
Die Netzwerkarbeit von Polizei, Ordnungsbehörden, Jugendamt, Wohlfahrtsverbänden, Kirchengemeinden und der Universität Essen-Duisburg scheint zu greifen. Insbesondere durch den Einsatz eines Sicherheitskoordinators beim Ordnungsamt, zeigte sich die Stadt im Kampf gegen Schrottimmobilien besonders erfolgreich. Weil alle Institutionen an einem Strang zogen, konnten deutliche Verhaltensänderungen bei den Bewohnern erzielt werden, ohne sie zu verdrängen. Thomas Rüth von der Arbeiterwohlfahrt, Koordinator des Netzwerkes, und Stefan Kleinjohann, Bereichsleiter der ambulanten Jugendhilfe beim Sozialdienst katholischer Frauen Essen-Mitte, freuen sich, dass die Mehrfachstrategie aus Repression, aufsuchender Arbeit, Beratung, Unterstützung und Hilfe aufgeht. "Ein Blick in solche Quartiere zeigt, dass nicht nur Ursachen von Störungen in den Blick genommen werden müssen, sondern auch eine überforderte Nachbarschaft beachtet werden muss, das heißt, den berechtigten Ärger der Anwohner ernst nehmen und Ursachen gezielt angehen“, findet Rüth. In der Mittwegstraße jedenfalls ist das Konzept aufgegangen: Die Bewohner in dem kleinen Karree zwischen Schützenbahn und Goldschmidtstraße planen jetzt gemeinsames ein Straßenfest.