ESSEN 51.: Ein neuer Stadtteil geht in die Bauphase
Rund 1.700 Wohnungen und mehrere tausend Arbeitsplätze entstehen in den kommenden Jahren
Ein blau-grüner Wasser- und Grüngürtel schlängelt sich durch den geplanten Stadtteil ESSEN 51. Er lädt zum Verweilen oder auch zum Spielen ein. Entlang des rund fünf Hektar großen, künstlich angelegten Wasser- und Grüngürtels (rund sieben Fußballfelder) erschließen Rad- und Fußwege das weitgehend autofreie Areal. Diese Wege verbinden die Radschnellwege (RS) Mittleres Ruhrgebiet und Ruhr. Damit verbessern sie das städtische Radwegenetz und tragen zur Erreichung der Essener Umweltziele bei. Nur an den Rändern des Baugebietes sieht die Eigentümerin, die Thelen-Gruppe, derzeit noch zwei Parkhäuser für Besucher*innen vor. An der Zeche Amalie sind Gastronomie und ein Nahversorgungszentrum für die Menschen geplant, die in den zirka 1.700 Wohnungen leben.
Für rund die 3.000 angedachten Arbeitsplätze sorgen künftig die Startups und Gewerbebetriebe auf dem Areal. Sie forschen, entwickeln und arbeiten auf den Flächen, die im Norden vorgesehen sind. Bis zu 215.000 Quadratmeter Büro- und hochmoderne Gewerbeflächen sind dort möglich. Ergänzt wird die Infrastruktur auch durch zwei Kindertagesstätten und eine Grundschule. Sie sind fest eingeplant und nehmen nach ihrer Fertigstellung auch Kinder aus den anliegenden Stadtteilen auf. Bei Bedarf ist eine weitere Kita nach dem Bebauungsplan möglich.
Als Treffpunkt und für Open-Air-Events steht ein Marktplatz zur Verfügung. Veranstaltungen, ob privat oder öffentlich, finden, so die Planungen, im Gebäude am Fördergerüst der Zeche Amalie statt.
"Wir schaffen mit der CITYBAHN, der Linie 108, eine schnelle und komfortable Anbindung von Essen 51. an die Innenstadt", sagt Linda Kisabaka, Geschäftsführerin der Ruhrbahn GmbH. Auf der über fünf Kilometer langen West-Ost-Verbindung fahren neben der neuen Linie 108 auch die Linien 101 und die 105. "Wir planen einen 10-Minuten-Takt für alle Linien", erläutert die Geschäftsführerin.
Die neue Straßenbahn-Linie 108 befährt die neue Strecke komplett von Bergeborbeck durch das Stadtquartier ESSEN 51. mit den drei Haltestellen Zollstraße, Zeche Amalie und Krupp-Park. Von dort gehe es weiter über den Berthold-Beitz-Boulevard und den Hauptbahnhof zum Wendepunkt am Betriebshof Stadtmitte. "Sie benötigt vom neuen Quartier bis zum Hauptbahnhof 8,5 Minuten", sagt Linda Kisabaka.
Die Linie 101 fahre künftig von Borbeck durch ESSEN 51. über den Berliner Platz zum Hauptbahnhof. Von dort gehe es weiter in Richtung Rellinghausen. Die Linie 105 führe von Frintrop über den Berthold-Beitz-Boulevard, den Hauptbahnhof und weiter in Richtung Steele.
"Die neue Strecke entlastet die Umwelt und trägt wesentlich dazu bei, den ÖPNV in Essen weiterzuentwickeln: Sie wird die Leistungsfähigkeit des ÖPNV in Richtung der Innenstadt nachhaltig und wirksam erhöhen", ist sich die Geschäftsführerin sicher.
"Wir bewegen Riesenmengen an Erde, um das Gelände baufertig zu machen. Die ersten Bauanträge stellen wir Anfang kommenden Jahres", kündigt Wolfgang Thelen, Geschäftsführender Gesellschafter, während einer Bürgerinformationsveranstaltung an. In den Räumen des Forums Kunst und Architektur am Kopstadtplatz steht ein Modell, an den Fenstern sind zahlreiche Pläne aufgehängt. Sie zeigen das Projekt unter den verschiedensten Aspekten. Rund 80 Interessierte betrachten sie genau.
"Wir schaffen ein grünes Revier und verzichten weitgehend auf Autoverkehr. Tiefgaragen wird es unter den Wohnhäusern nicht geben", erklärt Wolfgang Thelen. "Ich bin mir sicher, dass es in 20 bis 30 Jahren weniger Privatautos geben wird." Er bedauert, dass er die Gebäude nicht mit Erdwärme beheizen kann. "Leider ist die Technik noch nicht so weit, das warme, aggressive Grubenwasser zu nutzen." Stattdessen setzt die Thelen-Gruppe auf Wärmepumpen, Solarenergie und die Umwandlung von Hochspannung auf die haushaltsübliche Niederspannung. "Natürlich sind wir auch offen für die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger", betont er.
Den Regen von den Dächern nutze das Unternehmen, um die künstlich angelegte Flusslandschaft mit Wasser zu versorgen.
Mit der Fertigstellung aller Gebäude rechnet der Geschäftsführende Gesellschafter in 10 bis 15 Jahren. Die ersten fertigen Wohnhäuser sieht er ab 2027 auf dem Gelände.
Wohnungsgrößen von zwei bis fünf Zimmern
Der neue Stadtteil ESSEN 51. entsteht in modularer Bauweise. Diese Art des Bauens ermöglicht es der Thelen-Gruppe, Änderungen und Ergänzungen, die angesichts des langjährigen Bauens immer auftreten können, zeitnah umzusetzen. Derzeit plant das Unternehmen, 25 Prozent Zwei-Zimmer-Wohnungen (424), 35 Prozent Drei-Zimmer-Wohnungen (594) sowie 30 Prozent Wohnungen mit vier Zimmern und 10 Prozent (170) über fünf Zimmern. Wie sich der Bedarf in den kommenden Jahren entwickeln wird, sei aber ungewiss. Die modulare Bauweise ermögliche eine schnelle Reaktion auf künftige Entwicklungen. Zudem ermöglicht die Modulbauweise, individuelle Wünsche von Käufern zu berücksichtigen. Auch die künftige Wartung werde erleichtert. Ein weiterer Vorteil der Bauweise liegt in der Abfallvermeidung, der standardisierten Bauweise und der Nachhaltigkeit der Module: Nach Gebrauch lassen sie sich in ihre Einzelteile zerlegen und stehen für die Wiederverwertung zur Verfügung. Generell benötigt die modulare Bauweise weniger Rohstoffe und ist energetisch günstiger.
Investitionen von bis zu 1 Mrd. Euro
Zwischen 800 Millionen und einer Milliarde (Mrd.) Euro liege das Investitionsvolumen für den Stadtteil 51. nur durch die Thelen-Gruppe, erklärt der Geschäftsführende Gesellschafter Wolfgang Thelen im Rahmen der Bürgerinformationsveranstaltung am Kopstadtplatz. Das Unternehmen werde keine weiteren Investoren für den Ausbau des Areals mit ins Boot holen: "Wir wollen ein Familienunternehmen bleiben", betont der Seniorchef.
Seit dem Jahre 2000 plant und entwickelt die Stadt Essen ursprünglich gemeinsam mit thyssenkrupp, heute mit der Thelen-Gruppe, den Bereich der ehemaligen Kruppschen Fabriken auf einer Fläche von rund 230 Hektar (das entspricht rund 320 Fussballfeldern).
Richtschnur aller Planungen ist der im Jahre 2001 vom Rat der Stadt Essen beschlossene Rahmenplan, den die Politik durch den Masterplan Nord 2016 (pdf, 9327 kB) konkretisierte und auf dem der Bebauungsplan beruht.
Fertiggestellt sind:
Der ruhr-tech-Kampus (Thyssen-Krupp Quartier) zwischen der City und dem Stadtteil Altendorf für Büro- und Verwaltungsnutzungen
Das Kronenburg-Center
Das Quartier West Nahversorgungs-Zentrum
Der Krupp-Park mit See
Der Berthold-Beitz-Boulevard mit Straßenbahn
Im Bau befindet sich das Wohnen am Krupp-Park mit rund 500 Wohneinheiten.
Vorbehaltlich des Ratbeschlusses zum Bebauungsplan könnten die Bauarbeiten 2026 beginnen und die ersten Wohnhäuser ESSEN 51. im Jahr 2027 fertiggestellt werden. Bis zur Fertigstellung des gesamten Komplexes werden dann rund 10 bis 15 Jahre vergehen. Die Essener Thelen-Gruppe kaufte das Areal 2016, für das die Stadt zusammen mit dem Vorbesitzer thyssenkrupp und dem neuen Eigentümer einen Masterplan entwickelt hatte. Nach dem ersten Spatenstich 2018 folgte ein Jahr später ein Architektenwettbewerb. Zusätzlich nötige Gutachten verhinderten die schnelle Aufstellung eines Bebauungsplans. Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg führten zu weiteren Behinderungen: Lieferketten waren unterbrochen, sodass Baustoffe fehlten und sich entsprechend verteuerten.
Nach der Auslegung des Bebauungsplanes im September/Oktober 2025 wertet das Amt für Stadtplanung und Bauordnung Änderungswünsche und Stellungnahmen aus und legt sie dem Rat im Frühjahr 2026 vor. Der Rat wägt die öffentlichen und privaten Belange gegeneinander ab und entscheidet über ihre Berücksichtigung.