Bei Fragen rund um den Essener "Untergrund", das Straßenbild und die Suche nach Plänen und Leitungen steht Dr. Frank Knospe, Fachbereichsleiter Amt für Geoinformation, Vermessung und Kataster, bei den Planungen hilfreich zur Seite. Das Amt stellt Daten rund um den Straßenraum zur Verfügung. Dazu zählen Häuser, Bäume oder Sträucher ebenso wie Oberleitungen, Schachtdeckel, Einläufe oder Gasschieber. Auch Fahrbahnmarkierungen, Risse in der Oberfläche, Schlaglöcher, Spurrillen, Neigungen oder Brücken zählen dazu. "Ein speziell ausgerüstetes Fahrzeug erkennt diese Daten und speichert sie entsprechend ab. Wir können damit auch erkennen, wie sich beispielsweise der Baumumfang im Verlauf eines Jahres verändert – bis auf drei Millimeter genau." Die Informationen rund um das Straßenbegleitgrün erhielten mit Blick auf die Schadstoffe eine immer wichtigere Rolle. "Bäume, Sträucher und Grünflächen speichern und filtern Luftschadstoffe und Feinstaub. Um das Grün zu optimieren, überprüfen wir über Sensorik auch noch das verfügbare Wasser für neu angepflanzte Bäume und Sträucher. Das verhindert ein Absterben der Jungbäume in den zunehmenden Trockenperioden." Grün sei eben als zusätzlicher Faktor mit zu berücksichtigen.
"Wir müssen es schaffen, in den kommenden fünf Jahren die Schadstoffmengen erheblich zu reduzieren", sagt Dr. Frank Knospe. Auch er hat die Halbierung der heute gültigen Schadstoffemissionen ab dem Jahr 2030 fest im Blick. "Wenn wir heute nicht reagieren, kann das in wenigen Jahren bei Grenzwertüberschreitungen zu Fahrverboten führen." Betroffen wären dann vor allem Privatfahrzeuge mit Diesel-, Gas- oder Benzinmotoren (Verbrennerfahrzeuge). Und davon gibt es viele im Stadtgebiet. Allein in den vergangenen zehn Jahren wuchs der Anteil der Kraftfahrzeuge in Essen von rund 327.000 im Jahr 2015 auf rund 375.000 in diesem Jahr an. Die Essener Bevölkerung wuchs im Vergleich lediglich um 12.000 Menschen.
Zusätzlich nutze das Amt Daten des europäischen Satelliten-Systems Copernicus für eine regionale Sicht mit vielen weiteren Umweltmessungen und gleiche sie mit den eigenen Daten ab. "Dank der Informationen aus dem All können wir die Herkunft von Schadstoffen genau bestimmen."
Georadar erkennt Strukturen unter der Oberfläche
Das eingebaute Georadar des Spezialfahrzeuges erkennt im Untergrund außerdem Strukturen bis zu einer Tiefe von sieben Metern. Damit erkennen die Experten unter anderem Schäden im Straßenunterbau, "die von der Oberfläche aus nicht sichtbar sind", so Dr. Frank Knospe. Anhand dieser und der COMO-Daten lassen sich frühzeitig Unterhaltungsmaßnahmen planen. COMO ergänze somit auch das bestehende Infrastruktur-Kataster-Straße der Stadt Essen. "Mit dem neuen System erhöhen wir die jährlichen Einsparungen in Höhe von mehreren Millionen Euro im Straßenbau noch weiter. Nachträge werden vermieden und die Instandsetzung durch das Wissen um die Art der Schäden schneller."
Die Palette beider Systeme reiche von der Asphaltierung bis hin zur grundhaften Erneuerung. Auch Essener Brücken überprüfe der Wagen mit seinem Spezialgerät auf ihre Sicherheit. "Sichtprüfungen von Experten können eben nicht unter die Oberfläche schauen, wie das Radarsystem es kann."
Zusätzlich ergäben sich aus dem Einsatz noch einige weitere Nebennutzungen: "Wir erkennen zur Freude der Archäologen unter anderem Relikte längst vergangener Zeiten." Das Spektrum reiche von der Weltkriegsbombe über tausend Jahre alte Gebäudeanlagen bis hin zu Rissen oder drohenden Tagesbrüchen als Folgen des Bergbaus sowie Wasserunterspülungen.