Verwaltungsfachwirt*in Jobcenter

"Mein Appell an alle, die schon etwas älter sind, traut euch einfach!"

"Hallo, ich bin Sandra Meinhard, 51 Jahre und ich absolviere seit dem 01. Dezember 2023 die Qualifizierung zur Verwaltungsfachwirtin mit dem Schwerpunkt „Jobcenter“ bei der Stadt Essen.

Im November 2020 habe ich nach über 20 Jahren im Einzelhandel der Branche den Rücken zugekehrt. Die Corona-Krise und der zunehmende Wunsch nach Sicherheit brachten mich dazu in einem anderen Beruf zu wechseln. Ich arbeitete zunächst 3 Jahre in der Verwaltung eines örtlichen Mietervereins und kam durch meinen neuen Job von nun an täglich mit Themen des Mietrechts in Berührung. Mein Interesse an rechtlichen Themen wurde immer größer, jedoch schien mir ein Jurastudium aufgrund meines doch schon fortgeschrittenen Alters ein wenig überambitioniert. Im Sommer 2023 bin ich dann auf das Qualifizierungsangebot der Stadt Essen gestoßen und war sofort begeistert. Für mich war sofort klar, dass ich mein Glück versuchen werde, und zu meiner großen Freude bekam ich nach erfolgreich bestandenem Einstellungstest und einem kurzen Online-Vorstellungsgespräch die Zusage.

Während der 20-monatigen Ausbildung werden wir in unterschiedlichen Rechtsfächern, wie z.B. Kommunalrecht, Staats- und Europarecht, Allgemeines Verwaltungsrecht sowie Arbeits- und Tarifrecht, unterrichtet. Des Weiteren erfahren wir in dem Fach Verwaltungs- und Organisationsmanagement, wie eine Verwaltung aufgebaut ist und wie die strukturellen Abläufe funktionieren. In dem Fach Kommunales Finanzmanagement erlernen wir, wie z.B. der Haushaltsplan der Stadtverwaltung aufgestellt wird. Die vielfältige Fächerkombination gibt uns einen Überblick über das „Große Ganze“ und das Unternehmen Stadt an sich.

Die Reaktionen in meinem näheren Umfeld zum Quereinstieg waren unterschiedlich. Der Großteil war überrascht, dass ich „in meinem Alter“ noch einen Neuanfang starte und eine Ausbildung beginne, welche mit Lernen und „Schulbank drücken“ verbunden ist. Jedoch kann ich nach den ersten 2 Monaten sagen, dass es die richtige Entscheidung gewesen ist.

Mein Kurs besteht aus 26 Personen, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Die jüngste Teilnehmerin ist 24 Jahre und der mit mir älteste Teilnehmer ist 54 Jahre alt. Die meisten Kursteilnehmer sind zwischen Ende 20 und Anfang 30. Es ist trotz des immensen Altersunterschiedes ein herzliches Miteinander und wir sind nach sehr kurzer Zeit ziemlich vertraut. Die ersten beiden Basisklausuren haben wir ebenfalls schon hinter uns gebracht. Das Auswendiglernen war für die meisten von uns, nach Jahren ohne Lernen, eine enorme Herausforderung. Ich für meinen Teil kann sagen, dass es mir Spaß bereitet, mich auf neue Menschen und neue Situationen einzustellen. Ich weiß, dass in den nächsten 18 Monaten noch sehr viele Klausuren und sonstige Prüfungen auf mich zukommen werden, aber ich nehme die Herausforderung gerne an.

Einige wenige Teilnehmer in meinem Kurs sind 40 Jahre und älter, daher möchte ich Menschen Mut machen, sich nochmal neu aufzustellen, auch wenn einige gedanklich schon mit einem Auge auf die Rente schauen. Es ist nie zu spät sich nochmal neu zu erfinden. Die Alternative wäre noch 10, 20 oder sogar 30 Jahre in einem Beruf zu verweilen, der einen nicht mehr richtig ausfüllt oder vielleicht sogar überfordert.

Wenn ich im nächsten Jahr im Herbst meine Ausbildung beendet habe, arbeite ich in einem Jobcenter der Stadt Essen als persönliche Ansprechpartnerin in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis im öffentlichen Dienst. Jedoch bietet die Stadtverwaltung Essen eine Vielzahl an Jobangeboten und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Es wird also nicht langweilig werden.

Also mein Appell an alle, die schon etwas älter sind, „traut euch einfach“, die Stadt Essen braucht euch und eure Lebens- und Berufserfahrung!!!"

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