Gesundheitszentrum

Stadtteilklinik Stoppenberg - Integriertes sektorenübergreifendes Gesundheitszentrum (ISGZ)

Der Rat der Stadt Essen hat am 15.02.2023 den aktuellen Sachstand zur Gesundheitsversorgung im Essener Norden zur Kenntnis genommen und die Verwaltung mit der Vorbereitung der Gründung einer Trägergesellschaft für das integrierte sektorenübergreifende Gesundheitszentrum (ISGZ) beauftragt.

Als Mehrheitsanteilseigner und Betreiber für eine „Stadtteilklinik Stoppenberg“ konnte die St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH gewonnen werden. Der Leistungsverbund betreibt bereits Krankenhäuser, Pflegeheime, Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen an verschiedenen Standorten und ist ein erfahrener Anbieter ambulanter medizinischer Versorgungszentren, die als Schnittstelle zwischen niedergelassenen Ärzt*innen und Krankenhäusern fungieren.

Mit dem Teilprojekt "Integriertes sektorübergreifendes Gesundheitszentrum" – unter dem Arbeitstitel "Stadtteilklinik Stoppenberg" – wird die Stadt Essen gemeinsam mit der St. Augustinus Gelsenkirchen GmbH und gegebenenfalls weiteren Partnern aus der niedergelassenen Ärzteschaft die konkreten Planungen zur Entwicklung am Standort des ehemaligen St. Vincenz-Krankenhauses umsetzen.

Die Entwicklung der "Stadtteilklinik Stoppenberg" ist ein wesentlicher Bestandteil der Neuaufstellung des Gesundheitsstandortes im Essener Norden. Die neue Versorgungsform baut eine Brücke zwischen ambulanter und stationärer Behandlung.

Die Konzeption für eine "Stadtteilklinik Stoppenberg" basiert dabei auf dem Grundgedanken, Versorgungsangebote zu konzentrieren und bestehende "Versorgungslücken" zu schließen. Geplant ist für die Trägerschaft der "Stadtteilklinik Stoppenberg" die Gründung einer gemeinsamen Trägergesellschaft, in der die Marienhospital Gelsenkirchen GmbH als Hauptgesellschafter und die Stadt Essen als Minderheitsgesellschafter mit einer Sperrminorität die gemeinsame Verantwortung trägt. Die Prüfung einer Beteiligung eines städtischen Beteiligungsunternehmens als (Mit-)Gesellschafter ist noch nicht abgeschlossen. Die niedergelassene Ärzteschaft im Essener Norden hat ihr Interesse an einer Mitwirkung signalisiert.

Das Gesundheitszentrum wird in den Räumlichkeiten des ehemaligen St. Vincenz Krankenhauses in Essen Stoppenberg entstehen. Vor Inbetriebnahme ist das Gebäude jedoch umfassend zu sanieren und zu modernisieren.

Die konkreten Planungen für das Gesundheitszentrum sehen die folgenden Elemente vor:

Kurzstationäre Versorgung

Für die stetig wachsende ältere Bevölkerungsgruppe sollen kurzstationäre Versorgungsaufenthalte mit allgemeinmedizinischem Fokus ermöglicht werden. So sollen die Notaufnahmen entlastet werden und die Versorgungsqualität steigen.

Positive Erfahrungen hat hier die Stadtteilklinik Hamburg gesammelt. Dort werden Patienten*innen nach Rücksprache mit den Hausärzt*innen innerhalb von zwei Tagen geplant eingewiesen und die geeignete Behandlung abgesprochen. Die Zufriedenheit von Patienten*innen und Angehörigen sowie niedergelassenen Medizinier*innen ist in Hamburg hoch. Es hat sich auch gezeigt, dass durch die guten Absprachen zwischen Hausärzt*innen und Gesundheitszentrum keine wiederholten Diagnosen erforderlich sind. Die Anzahl der Betten sollte in einem ersten Schritt bei mindestens 20-25 liegen.

Anlaufstelle für Notfälle

Betrachtet man die Zahlen der Inanspruchnahme der ambulanten Notfallversorgung in den Stadtbezirken V und VI ist eine Notfallpraxis einzuplanen. Diese Notfallpraxis für ambulante Fälle soll dann auch die weitere Begleitung der Patient*innen im Netzwerk übernehmen.

Hier ist aber die Einbindung und Zustimmung der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNO) erforderlich, da dieses Leistungsangebot nicht „frei“ geschaffen werden kann. Eine positive Absprache zwischen der Stadt Essen und der KV Nordrhein ist getroffen. Demnach soll die Einrichtung einer Notfallpraxis geprüft werden.

Ambulantes Operieren

Mittlerweile nehmen die ambulanten Operationen gegenüber den stationären Operationen zu. Daher ist ein Zentrum für ambulantes Operieren vorgesehen. Es wird davon ausgegangen, dass bis 2030 die Zahl stationärer Operationen zugunsten ambulanter Operationen weiter sinken wird.

Die Kapazitäten im neuen Gesundheitszentrum können sowohl von Krankenhäusern als auch von niedergelassenen Ärzten für ambulante Eingriffe genutzt werden.

Ambulante Facharztpraxen und Hebammenpraxis

Um die Bevölkerung der Stadtbezirke V und VI gut ambulant versorgen zu können, die Koordinierung der Gesundheitsversorgung zu erleichtern und den Austausch zu fördern, ist ein Facharztzentrum mit lokalen Partner*innen sinnvoll.

Generell besteht keine Festlegung auf bestimmte Fachärzt*innen, sondern eine Offenheit für interessierte Niedergelassene. Eine räumliche Nähe kann trotz digitaler Möglichkeiten den Austausch fördern. Eine zu hohe Konzentration führt dagegen wiederum zu längeren Wegen für die Menschen.

Aufgrund der über dem Essener Durchschnitt liegenden Geburtenrate sollen für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen im Gesundheitszentrum insbesondere Kinderärzt*innen vertreten sein, die derzeit vor allem im Stadtbezirk V unterdurchschnittlich verfügbar sind.
Darüber hinaus ist geplant, ein*e Kinder- und Jugendpsychiater*in im Gesundheitszentrum anzusiedeln.

Für die Zielgruppe der Frauen und Familien wird im Gesundheitszentrum eine Praxis für Gynäkologie angestrebt. Für die Begleitung während und nach der Schwangerschaft soll auch eine Hebammenpraxis integriert werden.

Diagnostikzentrum

Ein weiterer wichtiger Baustein für die Patient*innen ist ein Diagnostikzentrum vor Ort. Auch hier dient die Stadtteilklinik in Hamburg als Vorbild.
Wohnortnah soll zunächst eine Basis-Diagnostik erfolgen mit den Aspekten EKG, Lungenfunkion, Endoskopie und konventionelles Röntgen. Wenn jedoch bereits im Vorfeld oder im Verlauf ersichtlich wird, dass der*die Patient*in weiteren Diagnostikbedarf hat, werden durch das Gesundheitszentrum zusätzliche Partner*innen aus dem Netzwerk einbezogen.

Kurzzeitpflege

Des Weiteren sollen entweder im Gesundheitszentrum selbst oder möglichst in räumlicher Nähe Räumlichkeiten für eine Kurzzeitpflege eingerichtet werden, um dem hohen Bedarf gerecht zu werden.
Die enge räumliche Anbindung ermöglicht auch eine ärztliche Untersuchung und kann gegebenenfalls Krankenhauseinweisungen vermeiden.

Ergänzende Angebote

  • Zusätzlich zu den oben beschriebenen Bausteinen soll es weitere Angebote geben. Vorrangig sollen eine Apotheke und ein Sanitätsfachhaus eingeplant werden.
  • Vor dem Hintergrund eines steigenden Versorgungsbedarfs von Demenzkranken bieten sich besondere Betreuungsangebote, wie z.B. Demenz-WGs an.
  • Auch die Bereitstellung von therapeutischen Angeboten, die sich an Kinder und Familien, aber auch an Senioren*innen richten, ist geplant.
  • Des Weiteren sollen vorbeugende Angebote, wie ärztlich geleitete sportliche Aktivitäten oder Physiotherapie geschaffen werden.
  • Auch sollen Räumlichkeiten für zusätzliche Angebote bereitgestellt werden, unter anderem für:
    • Schulungen für pflegende Angehörige
    • Präventions- und Reha-Kurse sowie
    • soziale Aktivitäten, besonders um Einsamkeit im Alter entgegenwirken zu können
  • Für eine gute Erreichbarkeit des Gesundheitszentrums wird derzeit auch die Einrichtung eines Shuttle-Service ergänzend zum Öffentlichen Nahverkehr geprüft, der die Anfahrt für Personen mit eingeschränkter Mobilität erleichtert.
  • In der weiteren Überlegung sind zusätzliche Angebote wie die Integration einer Kindertagesstätte und Angebote des täglichen Lebens im Umfeld. Das Gelände der Stadtteilklinik kann so auch als sozialer Treffpunkt für Familien, Jugendliche sowie Senioren*innen fungieren.
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