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19.10.2022
5 Min

Stadt Essen "macht Schule"

Ein Blick auf aktuelle Neubauten


Steigende Schülerzahlen stellen die Stadt Essen seit ein paar Jahren vor große Herausforderungen. Nicht nur Räume, sondern ganze Schulgebäude fehlen im Essener Stadtgebiet. Gründe dafür sind die erhöhten Geburtenzahlen der vergangenen Jahre sowie die Zuwanderungen aus dem In- und Ausland. Der Schulbau stellt dabei derzeit eine der größten Hürden für die Stadt dar, denn unter einem großen Zeitdruck muss diese in den kommenden Jahren zusätzlichen Schulraum schaffen. Mit einem umfassenden Bauprogramm wird aktuell bereits darauf reagiert. Einige große Sanierungen und auch Neubaumaßnahmen befinden sich in der Umsetzung, zahlreiche weitere stehen für die nächsten Jahre noch bevor.

Gustav-Heinemann-Gesamtschule: Erster Neubau einer weiterführenden Schule seit 40 Jahren

Der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Essen-Schonnebeck stellt eine von ihnen dar. Nach sechs Jahren Planungs- und Bauzeit konnte der Neubau, der für rund 1.300 Schüler*innen und 110 Beschäftigte Platz bietet, zum Schuljahresbeginn 2021/2022 bezogen werden. Das Besondere: Es ist der erste Neubau einer weiterführenden Schule in Essen seit mehr als 40 Jahren. Sonstige Maßnahmen an weiterführenden Schulen beschränkten sich bis dato nur auf An- und Umbauten beziehungsweise Sanierungen von einzelnen Gebäudeteilen.

Aller Anfang ist schwer

2016 hatte der Rat der Stadt Essen den Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule beschlossen, denn die Bestandsgebäude der Gesamtschule befanden sich zu der Zeit in einem generalsanierungsbedürftigen Zustand. Ein Neubau auf dem benachbarten städtischen Grundstück stellte sich wirtschaftlicher heraus als eine Instandsetzung. Nach Auslobung eines europaweiten Realisierungswettbewerbs erfolgte im Juni 2017 die Baufeldherrichtung und im März 2018 der Baubeginn des Neubaus.

Der Bau der sechszügigen Gesamtschule gestaltete sich zu Beginn schwierig, da auf dem dafür vorgesehenen Baufeld eine große Menge asbesthaltiger Bauschutt gefunden wurde. Wie so oft wurde erst mit dem Beginn der Maßnahme das gesamte Ausmaß der anfallenden Arbeiten deutlich – so auch hier.

Insgesamt wurden rund 32.000 Tonnen asbesthaltige Abfälle entsorgt. Damit keine Stäube nach außen drangen, mussten für die Entsorgung große Zelte über den Abfällen und Arbeitsflächen errichtet werden, in denen unter Unterdruck gearbeitet wurde. Dem Asbest zum Trotz verliefen die weiteren Bauarbeiten zum Neubau planmäßig. Kleinere Verzögerungen ergaben sich lediglich pandemiebedingt durch Personalmangel und Lieferschwierigkeiten.

Die Zukunft fest im Blick

Im Fokus des Schulneubaus stand insbesondere der Aspekt der Nachhaltigkeit. Der Neubau wurde in Betonfertigbauweise gebaut. Er enthält eine Hybridlüftung sowie eine Gasheizung. Die Fassaden zu den Innenhöfen des Gebäudes haben ein Wärmedämmverbundsystem. Bibliothek, Mensa und Außenfluchttreppen wurden mit Aluminiumverbundblechplatten gestaltet und heben sich so von dem massiven Gebäude ab. Des Weiteren gibt es eine extensive Begrünung der Dächer. Sie bietet einen Hitzeschutz im Sommer und eine zusätzliche Wärmedämmung im Winter, sodass hierdurch auch ein wichtiger Beitrag zur Energieeinsparung geleistet wird.

Das neue Schulgebäude wurde unter Nachhaltigkeitsaspekten als Passivhaus geplant und errichtet. Es erfüllt die Nachhaltigkeitskriterien des Zertifizierungssystems "Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen" (BNB) nach der Qualitätsanforderung "Silber", womit neben Energieeffizienz auch weitere ökologische Kriterien Beachtung finden. Der Neubau hat zudem bereits 2020 durch die Landesregierung Nordrhein-Westfalen eine Auszeichnung als "Energieeffizientes Nichtwohngebäude in NRW" erhalten.

Effizientes Raumprogramm

Der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule unterteilt sich in zwei dreigeschossige und zwei viergeschossige Gebäudeteile und sieht eine klare Strukturierung in Lernclustern vor. Den Clustern der vier Gebäudeteile sind verschiedene Unterrichts- oder Lerneinheiten zugeordnet, die alle durch eine "Schulstraße" miteinander verbunden sind. Insgesamt hat der Neubau 337 Räume. Das Raumprogramm der Schule wurde nach den Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland, der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, entwickelt und entspricht den neusten pädagogischen Anforderungen.

In seiner digitalen Infrastruktur weist der Neubau unter anderem einen leistungsstarken 100-GBit-Glasfaseranschluss und ein flächendeckendes Campus-WLAN nach neustem Wi-Fi 6 Standard auf. Als erste Schule in Essen sind nahezu alle 100 Fach- und Unterrichtsräume im Rahmen des "DigitalPakt Schule" mit einer innovativen digitalen Präsentationseinheit ausgestattet worden. Diese umfasst jeweils ein fest installiertes und elektrisch höhenverstellbares interaktives 86-Zoll-Display inklusive eines Ansteuerungsrechners und betriebssystem-offenen Gerätes zur drahtlosen Übertragung.

Das Gebäude mit seinem Außenareal stellt nicht nur für die eigentlichen Nutzer*innen der Schule, sondern auch für die Bewohner*innen des Stadtteils einen Mehrwert dar. Die integrierte Stadtteilbibliothek, das Forum, die Mensa und die Aula sowie einzelne Fachräume stehen künftig auch dem Stadtteil zur Verfügung.

Die Gesamtkosten des Neubaus der Gustav-Heinemann-Gesamtschule belaufen sich auf insgesamt 63,75 Millionen Euro.

Neubau Campus Bockmühle: stimmiger städtebaulicher Abschluss der denkmalgeschützten Kleinhaussiedlung Altendorf

Die achtzügige Gesamtschule Bockmühle in Essen-Altendorf weist gravierende bauliche Mängel auf. Eine Machbarkeitsstudie hatte eine Neubau-Empfehlung hervorgebracht. Der Rat der Stadt Essen hat in seiner Sitzung im Oktober 2019 das Ergebnis der Machbarkeitsstudie zur Kenntnis genommen und die Verwaltung mit der Planung einer neuen sechszügigen Gesamtschule mit Turnhalleneinheiten inklusive einer Stadtteilnutzung auf dem Schulgrundstück beauftragt. Im Anschluss daran wurde ein europaweiter Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb für den Neubau des Campus Bockmühle mit Ersatzneubauten für die Gesamtschule mit Stadtteilnutzungen und die Sporthallen durchgeführt. Das Preisgericht unter Vorsitz des Stuttgarter Architekten Professor Tobias Wulf hat mit großer Mehrheit den ersten Preis dem Projekt des französisch-deutschen Planungsteams unter der Führung des Pariser Architekturbüros CHARTIER DALIX zugeteilt. Dem französischen Planungsteam gelang es in hervorragender Weise die unterschiedlichen Anforderungen der Planungsaufgabe umzusetzen.

Der neue Campus zwischen Mercatorstraße und der Grundschule an der Heinrich-Strunk-Straße bildet einen stimmigen städtebaulichen Abschluss der denkmalgeschützten Kleinhaussiedlung Altendorf. Gesamtschule, Sporthalle und Stadtteilnutzungen gruppieren sich zusammen mit der vorhandenen Grundschule zu einem differenziert gestalteten und nutzbaren Schulareal. Diese Verdichtung der schulischen Nutzungen schafft Raum für die Umsetzung eines großzügigen Stadtteilparks als neue Adresse und integraler Teil des neuen Campus.

Im September 2021 sprach der Rat sich für die Beauftragung von Planungsleistungen der Leistungsphasen 1 bis 5 einschließlich der Fachplaner und "Building Information Modeling" (BIM) - Managementleistungen bei der Neubaumaßnahme Campus Bockmühle aus. Die aktuelle Schätzung der Gesamtkosten für den Schulneubau beläuft sich auf rund 152,7 Millionen Euro.

Gesamtschule Altenessen-Süd: klimaneutraler Neubau

Aufgrund steigender Schülerzahlen und der verstärkten Nachfrage nach Gesamtschulplätzen im Stadtteil Altenessen-Süd hat sich die Stadt Essen für die Neugründung und Errichtung einer sechszügigen Gesamtschule, einer Dreifachsporthalle und zwei Einfachsporthallen inklusive notwendiger Außenanlagen entschieden. Der Neubau der Gesamtschule Altenessen-Süd auf dem Grundstück des ehemaligen Sportplatzes an der Erbslöhstraße, Ecke Berthold-Beitz-Boulevard soll dabei als klimaneutraler Neubau errichtet werden. Neben der Minimierung des Energieverbrauchs in der Bauphase, der Nutzung nachhaltiger Bauprodukte sowie hoher Standards bei der Wärmedämmung bzw. Energierückgewinnung legt die Stadt Essen dabei den Fokus insbesondere auf die Nutzung regenerativer Energieträger zur Wärmeerzeugung.

Den europaweiten Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb für den Neubau der Gesamtschule Altenessen-Süd (GSAS) gewann 2020 das Büro v-architekten GmbH aus Köln mit club L94 Landschaftsarchitekten GmbH aus Köln. Für den Neubau mit einem geschätzten Investitionsvolumen von etwa 58,52 Millionen Euro sollte ein Entwurfskonzept entwickelt werden, das die vielfältigen funktionalen und modernen pädagogischen Anforderungen bestmöglich erfüllt, den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz entspricht und in der Errichtung wie auch im laufenden Betrieb möglichst Kosten spart.

Die sechszügige Gesamtschule hat künftig Platz für etwa 1.300 Lernende und ca. 110 Lehrende. Die neuen Räumlichkeiten werden auch für die Stadtteilnutzung geplant. Die Kosten werden sich auf rund 60 Millionen Euro belaufen.

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