Ideenwerkstatt und Reallabor Willy-Brandt-Platz

Ein Projekt für Zukunft.Essen.Innenstadt

Er ist der zentrale Eingangsbereich der Essener Innenstadt: der Willy-Brandt-Platz. Zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt gelegen, wird er täglich von vielen Menschen gequert. Ab dem Jahr 2024 soll die Umgestaltung des Willy-Brandt-Platzes im Rahmen des neu aufzustellenden Integrierten Entwicklungskonzepts "ZUKUNFT Essen Innenstadt" angestoßen werden.

Bereits jetzt tut sich einiges am Platz: Aktuell wird die ehemalige Filiale von Galeria Karstadt Kaufhof westlich des Platzes zum neuen "Königshof" umgebaut und zeitnah starten die Bauarbeiten zum Neubau des Eick-Hauses (ehemals SINN) am nördlichen Ende des Platzes. Mit der Entwicklung der neuen Straßenbahnlinie CITYBAHN entsteht zudem zwischen Willy-Brandt-Platz und Hauptbahnhof eine neue Haltstelle mittig der dann neugestalteten Hollestraße.

Ablauf und Ziele der Ideenwerkstatt

Bevor im Jahr 2024 die Umgestaltung des Platzes startet, sollen bereits vorab neue und innovative Gestaltungs- und Nutzungsideen erarbeitet und „vor Ort" mit den Nutzer*innen sowie Anlieger*innen in einem begrenzten Zeitrahmen ausgetestet werden. Im Rahmen des Projekts „Ideenwerkstatt und Reallabor Willy-Brandt-Platz" soll unter anderem geklärt werden, welche Nutzungen sich für den Platz bewähren und welche Gestaltungselemente auf den Platz passen.

Zu diesem Zweck gibt es ein Mehrstufiges Beteiligungsverfahren: In einem ersten Schritt fand im September 2022 eine Online-Beteiligung für alle Interessierten statt. Hier konnte die derzeitige Situation bewertet sowie Ideen für neue mögliche Gestaltungs- und Nutzungsoptionen abgegeben werden. Die Ergebnisse in einer Dokumentation zusammengeführt und an drei Planungsteams MAP Markus Ambach Projekte (Düsseldorf), modulorbeat (Münster) und raumlabor berlin (Berlin) übermittelt. Aufbauend auf eigenen Ideen und den Ergebnissen der Online-Beteiligung haben die drei Planungsteams dann ihre verschiedenen Konzepte zur Durchführung eines Reallabors auf dem Willy-Brandt-Platz erstellt. Ab dem 07.12.2022 wurden die drei Konzepte auf der Online-Plattform hochgeladen und ein Online-Voting zur Bewertung der Konzepte bereitgestellt.

Was passiert mit den Ergebnissen?

Die Online-Abstimmung über die Konzeptideen für ein Reallabor auf dem Willy-Brandt-Platz endete am 13.01.2023. Insgesamt nahmen an der Online-Abstimmung 514 Personen teil. Gut 55 Prozent aller Teilnehmenden entschieden sich für das Konzept „Wunderkammer City-Nord“ von MAP Markus Ambach Projekte (283 Stimmen). Den zweiten Platz belegte mit gut 26 Prozent der Stimmen (134 Stimmen) das Konzept „Mehr Demokratie wagen“ von raumlabor berlin. Danach folgte das Konzept „Rot Weiss Willy“ vom Münsteraner Büro modulorbeat mit knapp 19 Prozent aller abgegebenen Stimmen (97 Stimmen).

Die genaue Ausgestaltung des Gewinnerkonzeptes „Wunderkammer City Nord“ und die dafür notwendigen Vorbereitungen müssen nun seitens der Stadtverwaltung gemeinsam mit MAP sowie den Anlieger*innen des Willy-Brandt-Platzes besprochen und erarbeitet werden. Es wird angestrebt, dass das Konzept „Wunderkammer City Nord“ für einen Zeitraum von mehreren Wochen realisiert und wissenschaftlich begleitet wird. Die Erkenntnisse aus dem Reallabor bspw. zur Nutzungsintensität der neugeschaffenen Angebote, zur Nutzung der Aufenthalts- und Sitzmöglichkeiten oder zum Unterhalt der kleinteiligen Grünelemente sollen dann in die Planungen zur langfristigen Umgestaltung der gesamten Platzfläche einfließen.

Vorstellung des Konzepts „Wunderkammer City Nord“ von MAP Markus Ambach Projekte

Auszug aus der Konzeptbeschreibung

Innenstädte leben ganz besonders in Zeiten einer schwächelnden Ökonomie vielmehr vom Potenzial ihrer Bewohner*innen denn vom Glanz der Gebäude und Liegenschaften. Auch wenn diese einen wichtigen Faktor im ästhetischen Erscheinungsbild der Stadt und durch ihr Raumangebot darstellen, wird die Stadt letztendlich durch die Menschen, die sie nutzen, sich aneignen oder transformieren zum gelebten Raum der Stadtgesellschaft. In einem Modellversuch holt das Projekt „Wunderkammer City Nord“ die unbekannten Potenziale der nördlichen Innenstadt auf den Willy-Brandt-Platz, um ihn so als Tor zu diesem unsichtbaren Stadtraum zu zeigen. Dabei spielen die Protagonist*innen dieses Stadtraums die Hauptrolle: In einer temporären Gebäudestruktur, die die verschiedenen zukünftigen Nutzungsmöglichkeiten des Platzes für die Stadtgesellschaft austestet, wird all das gezeigt, was die City zu bieten hat.

Das Reallabor „Wunderkammer City Nord“ umfasst folgende Bausteine:

Alternativer Wochenmarkt im Erdgeschoss: Im Erdgeschoss werden die vorhandenen Marktstände integriert und mit Ständen für alternative, ökologische Landwirtschaft erweitert. Die Möglichkeiten lokaler Wochenmärkte an diesem Standort werden so genauso erprobt wie die Vermittlung zukunftsweisender Geschäftspraktiken.

Hochparterre mit besonderen Ladenideen und sozialen Initiativen: Auch andere kleine Läden aus der City Nord bekommen die Möglichkeit, ihre Angebote vorzustellen - ob Tattoo Studio, Second-Hand-Markt, Oxfam, soziale Initiativen oder Record label: Auf der 1. Etage der Wunderkammer stellen sich neue Ideen zur Ladennutzung vor. So wird erforscht, in wie fern dem Platz durch eine heterogene Laden- und Nutzerschaft ein neuer Charakter gegeben werden kann.

Dachterrasse als grüne Oase: Grünbereiche sind die Hauptforderung aus der Beteiligung der ersten Projektphase. Die Dachterrasse des Labors bietet eine Ruhezone mit erhöhtem Blick auf den Platz von oben. Auf dem Oberdeck entsteht mit Initiativen wie „Essbare Stadt“, „Transition Town“ oder Anderen, die sich für eine ökologisch sinnvoll aufgestellte Innenstadt engagieren, ein Dachgarten mit Hochbeeten und grüner Entspannungsoase. Hier werden auch Möglichkeiten der Stadtbegrünung ohne Tiefenpflanzung für den Platz erprobt.

Bühne der Stadt: Auf einer integrierten Bühne findet über die Dauer des Labors ein Programm der kulturellen Akteure und Institutionen des Essener Nordens statt. Ob das Grillo-Theater mit Freilichtaufführungen, die Lichtburg mit Open-Air-Kino, Metalkonzerte oder der Dom mit einem Gottesdienst: Die Essener City zeigt ihre verschiedenen Facetten in einem Programm unter freiem Himmel. Hier wird der Platz auf seine Eignung als Veranstaltungsfläche getestet.

Balcón Nord: Um die Verbindung zum Hauptbahnhof als internationalen Anknüpfungspunkt zu stärken und auch die Passage vom Europaplatz besser an den Willy-Brandt-Platz anzubinden, erhält das Labor an der Frontseite ein künstlerisches skulpturales Zeichen, das zusammen mit dem Museum Folkwang gestaltet wird.

Förderung

Die Projektumsetzung "Ideenwerkstatt und Reallabor Willy-Brandt-Platz" wird zu 90 Prozent aus Fördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen im Rahmen des "Sofortprogramms zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren" finanziert.

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