Planungsaufgabe
Die Stadt Essen beabsichtigt auf dem Grundstücksareal der bestehenden Gesamtschule an der Varnhorststraße 2 und dem benachbarten unbebauten städtischen Grundstück an der Hollestraße im Essener Ostviertel den abschnittsweisen Neubau der 6-zügigen Gesamtschule und eines Sporthallengebäudes mit 5 Sporthalleneinheiten. Zurzeit findet der Unterricht der Frida-Levy-Gesamtschule an zwei Standorten statt. Am Hauptstandort an der Varnhorststraße (Jahrgangsstufen 7 bis 10 und Sekundarstufe II) sowie am ca. 700 m entfernten Zweigstandort an der Hofterbergstraße 26 (Jahrgänge 5 und 6). Durch den beabsichtigten Neubau können alle Jahrgangsstufen an einem Standort gemeinsam unterrichtet werden und der Zweigstandort kann mittelfristig einer anderen Nutzung zugeführt werden.
Die Bestandsgebäude werden abgebrochen und die Umsetzung der Neubauten wird sensibel parallel zum laufenden Schulbetrieb erfolgen. Die neue Gesamtschule wird entsprechend der Essener Schulbauleitlinien geplant, mit Berücksichtigung der Raumanforderungen für rund 1.300 Schüler und Schülerinnen und 135 Lehrende und Beschäftigte. Der Schulneubau soll den aktuellen Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht werden und das Zertifikat mit dem Gütesiegel „Silber“ gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des Bundes erhalten.
Wettbewerbs- und Vergabeverfahren
Im Wettbewerbsverfahren wurden Fachplanungsteams aus den Bereichen Architektur, Landschaftsarchitektur, Tragwerksplanung und Bauphysik sowie Technischer Gebäudeausrüstung in einer europaweiten Bekanntmachung zur Teilnahme am Verhandlungsverfahren mit vorgelagertem Planungswettbewerb aufgefordert, der als nichtoffener, anonymer Realisierungswettbewerb nach RPW 2013 durchgeführt wurde Aus den 26 eingegangenen Bewerbungen wurden zunächst 15 Generalplanungsbüros als Teilnehmer ausgewählt. Insgesamt 13 Teilnehmende am Wettbewerb haben Entwürfe eingereicht. Für Preise und Anerkennungen standen dem Preisgericht insgesamt 450.000 Euro exklusiv Mehrwertsteuer als Wettbewerbssumme zur Verfügung. Davon erhielten die Teilnehmenden als Aufwandsentschädigung für eine fristgerecht eingereichte und vom Preisgericht zugelassene Arbeit jeweils netto 10.000 Euro. Mit dem Wettbewerbsmanagement wurde das Büro neubig hubacher Architekten und Stadtplaner PartG mbB aus Köln beauftragt.
Der erste Preis
Der Entwurf des Büros Bez + Kock Architekten Generalplaner GmbH aus Stuttgart, mit Stefan Fromm Landschaftsarchitekten aus Dettenhausen, ERNST² Architekten AG aus Düsseldorf, fuhrmann+keuthen beratende Ingenieure für technische Gebäudeausrüstung PartG mbB aus Essen, Ingenieurbüro Glonner aus Bad Wiessee, Mathes Beratende Ingenieure GmbH, Wolfgang Sorge Ingenieurbüro für Bauphysik GmbH & Co. KG aus Nürnberg, konnte das Preisgericht unter Vorsitz des Kölner Architekten Martin Halfmann mit großer Mehrheit überzeugen und wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet, der mit 130.000 Euro exklusiv Mehrwertsteuer dotiert war.
Dem Planungsteam gelang es nach Meinung des Preisgerichts in hervorragender Weise die unterschiedlichen Anforderungen der Planungsaufgabe umzusetzen.
„Die Arbeit überzeugt durch drei präzise gesetzte Baukörper, die mit einem Sockelgeschoss miteinander verbunden sind. Mit diesem einfachen, aber gelungenen Schulensemble wird die innerstädtische Stadtfigur im Nord-Osten des Grundstücks ausreichend ergänzt. Durch die Maßstäblichkeit des 6-geschossigen Hauptkörpers gelingt es, sich gegen die hohen Bürobauten in der Nachbarschaft zu behaupten. Die Arbeit schafft es, die erforderliche Balance zwischen einem abgeschlossenen Schulhofbereich und einer Durchlässigkeit zum Stadtraum zu definieren. Stadträumlich besonders gelungen ist der Eingangsbereich an der Hollestraße, der als offenes Vestibül zwischen Aula und Schulgebäude vermittelt.“…
„Durch das gemeinsame Sockelgeschoss werden alle drei Solitäre miteinander verbunden, können aber auch in den Abendstunden unabhängig vom Schulbetrieb einzeln genutzt werden, was zu einer Ganztagesnutzung führen kann. Besonders schön gelöst ist die Aula, die hier als Kulturforum inszeniert wird und das Versprechen der Gesamtschule mit musischem Schwerpunkt einlöst. Funktional ist sie für Theaterveranstaltungen mit aufsteigendem Gestühl hervorragend zu nutzen. …
„Die teilbaren Lerncluster sind in Ihrer Flexibilität sehr gut gelöst und können sowohl als Dreiklassen-, als auch als Sechsklassen-Cluster unabhängig genutzt werden. Durch flexible Wände ist das Gebäude auch gut für wechselnde Anforderungen in der Zukunft gerüstet.“…
„Nachhaltigkeitsaspekte sind insbesondere durch die kompakte Gebäudeform und die Holz-Hybridbauweise berücksichtigt. Die Arbeit zeichnet sich durch ihren minimierten Fußabdruck aus und lässt insgesamt eine hohe Nachhaltigkeit erwarten. Die Wirtschaftlichkeit der Erstellungskosten liegt bei dieser Arbeit im niedrigen Bereich, bei den Pflege-, Unterhalts- und Betriebskosten im Vergleich eher im durchschnittlichen Bereich.“...
„Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit, die einerseits durch Ihre städtebauliche Ensemblewirkung überzeugt, zugleich der Gesamtschule mit Ihrem musischen Schwerpunkt hervorragende Möglichkeiten der Weiterentwicklung bietet.“
Der zweite Preis
Den mit 90.000 Euro dotierten zweiten Preis erhielt die Arbeitsgemeinschaft gmp Generalplanungsgesellschaft mbH aus Hamburg mit MERA Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB aus Hamburg, IGTech GmbH aus Hamburg sowie Profi-Tabel Resultants GmbH & Co. KG aus Stuttgart für die Technische Gebäudeausrüstung sowie WETZEL & VON SEHT GbR aus Hamburg für Tragwerksplanung und Bauphysik.
Der dritte Preis
Mit 60.000 Euro wurde der Entwurf des Planungsteams v-architekten GmbH aus Köln mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten aus Bonn, ISW Ingenieur GmbH Schmidt & Willmes aus Arnsberg für die Technische Gebäudeausrüstung, imagine structure GmbH aus Köln (Tragwerksplanung) und knp.bauphysik GmbH aus Köln (Bauphysik) ausgezeichnet.
Ebenfalls 40.000 Euro erhielt das Generalplanerteam BRÜNING REIN GmbH & Co. KG aus Essen mit dem Landschaftsarchitekturbüro weihrauch + fischer GmbH aus Solingen, fuhrmann + keuthen beratende ingenieure PartG mbB aus Kleve für die Technische Gebäudeausrüstung, PÜHL UND BECKER Beratende Ingenieure PartG mbB aus Essen für die Tragwerksplanung und ISRW Dr.-Ing. Klapdor GmbH aus Düsseldorf (Bauphysik), für ihren mit einer Anerkennung ausgezeichneten Entwurf.