Zum Europäischen Adipositas-Tag: Übergewicht steht oft in Verbindung mit psychischen Erkrankungen

22.05.2018

Zum Europäischen Adipositas-Tag am 19. Mai 2018 erklärt Prof. Dr. Martin Teufel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LVR-Klinikum Essen die Hintergründe der Erkrankung und die Behandlungsmöglichkeiten. Übergewichtige Menschen sind oft konfrontiert mit Vorurteilen wie Willensschwäche und Faulheit. Dass Essstörungen wie die Binge-Eating-Störung hinter der Adipositas stecken können, wird häufig übersehen.

Therapieansätze sind Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie. Letztere ist besonders wichtig, da bis zu 50 Prozent der schwer adipösen Menschen auch an einer Depression leiden. Dies liegt nicht zuletzt an Einschränkungen im Alltag, sozialer Ausgrenzung, Stigmatisierung und Diskriminierung.

Für Menschen mit Adipositas und begleitenden psychischen Beschwerden (Essstörung, Depression, Angststörungen) bietet die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am LVR-Klinikum Essen spezifische Angebote. Bei schwerer Symptomatik erfolgt eine Behandlung tagesklinisch oder stationär.

WHO: Übergewicht ist eines der gravierendsten Probleme des 21. Jahrhunderts
Weltweit sind über zwei Milliarden Menschen übergewichtig, mehr als 700 Millionen dieser Menschen erfüllen dabei sogar das Gewichtskriterium zur Diagnose einer pathologischen Fettleibigkeit, der Adipositas. Die Weltgesundheitsorganisation hat Übergewicht zu einem „der gravierendsten Probleme des 21. Jahrhunderts“ erklärt.

In Deutschland sind rund 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen übergewichtig. Unter einer Adipositas leiden insgesamt rund 24 Prozent der Frauen und 23,3 Prozent der Männer - Tendenz steigend.

Die Entwicklung zeigt in den vergangenen 20 Jahren bei Männern eine Zunahme der Adipositas um circa 39 Prozent, bei Frauen um 44 Prozent. Zudem werden die Übergewichtigen immer dicker. Besorgniserregend ist vor allem die starke Zunahme von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, denn aus adipösen Kindern werden oft adipöse Erwachsene. Ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland ist zu dick. Über ein Drittel bleibt es im Erwachsenenalter.

Die Entwicklung ist dramatisch, denn Übergewicht gilt als wichtiger Risikofaktor für die großen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und verschiedene Krebserkrankungen. Übergewicht wird als direkte Ursache von rund sieben Prozent der weltweiten Todesfälle gesehen.

Fachvortrag zum Thema am 30. Mai 2018
Am 30. Mai 2018 um 17:30 Uhr hält Prof. Martin Teufel, Lehrstuhlinhaber für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und Experte im Bereich Adipositas einen Fachvortrag zum Thema "Adipositas und Psyche: Zusammenhänge und Interventionsansätze". Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Vortrag findet in der Bibliothek, Raum 1.74 des LVR-Klinikum Essen, Virchowstraße 174, 45147 Essen statt.

Thematisch bringt Prof. Teufel seine Expertise aus verschiedenen klinischen Studien in der konservativen Behandlung von Menschen mit Adipositas, insbesondere mit psychischer Komorbidität (Essstörungen, insbesondere Binge-Eating-Störung, Depression, Traumatisierung) ein. Außerdem geht Teufel auf die von ihm und seinem Team durchgeführte bis dato größte multizentrische Studie zur Nachsorge von Patienten nach adipositas-chirurgischer Maßnahme (BaSE) ein.

Als Mitglied der nationalen Leitliniengruppe "Prävention und Therapie der Adipositas" in der Verantwortung für den Bereich Psyche und Verhalten, versucht Prof. Teufel den Bezug zu den Therapiesäulen Ernährung und Bewegung darzustellen.

Herausgegeben von:

LVR-Klinikum Essen
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