Vortrag und Gespräch: Spiritualität nach 1945 unter Katholiken und Juden

Am Mittwoch, 21. November, 19 Uhr, im Seminarraum der Alten Synagoge Essen. Der Eintritt ist frei.

14.11.2018

Rabbiner Joshua Ahrens, Darmstadt, Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, und Dr. Klaus Kleffner, Spiritual, Essen/ Münster, stellen einen Vergleich zwischen der Spiritualität der Katholiken und Juden nach 1945 an.

Die Katastrophe des zweiten Weltkriegs und insbesondere des Massenmords an den europäischen Juden stellen eine Herausforderung an den Glauben und die Religions- wie auch Gebetspraxis dar. Viele Juden wollten angesichts von Auschwitz mit der jüdischen Religion nichts mehr zu tun haben. Trotzdem suchten einige nach Spiritualität: der orthodoxe "singende" Rabbiner Shlomo Carlebach (1925-1994) zog viele in seinen Bann. Seit 1980 versucht die orthodoxe Lubawitscher-Bewegung aus den USA in Europa säkulare Juden für ihre Überzeugungen zu gewinnen. Sie bildete Parallel-Strukturen zu den etablierten jüdischen Gemeinden aus. Andere wandten sich dem Buddhismus zu. In Amerika debattierte man heftig über die Stellung der Frau im Judentum: Seit Mitte der 1980er Jahre sind Frauen im liberalen und konservativen Judentum gleichgestellt. Ein - kleiner - Teil der aus dem russischen Kulturbereich nach Deutschland zugewanderten Juden sieht sich als Chosrim biTschuwa, als "Rückkehrer" zur orthodoxen Lebenspraxis an. Die Lauder-Foundation finanziert in Berlin ein orthodoxes Rabbinerseminar: was sind tieferen Gründe für diese Bewegung? Gibt es Ähnliches auf katholischer Seite?

Die christliche Theologie und das Gebetsleben prägen nach Auschwitz nicht nur eine starke Verunsicherung und Erschütterung angesichts der erlebten Katastrophe. Auch der Gedanke der Wiedergutmachung, die Sehnsucht nach Versöhnung und nach Frieden, ja später auch die Dimension der Ökologie und der sozialen Gerechtigkeit prägen hierzulande die Spiritualitäten. Zugleich besinnt man sich im christlichen Kontext nach 1945 wieder auf die eigenen Wurzeln in der jüdischen Religion und sucht nach dem Verbindenden und nicht mehr nach den Gegensätzen. Das Zweite Vatikanische Konzil hat für die Katholische Kirche dazu wesentliche Markierungen gesetzt, die nun eher von der dialogischen und auch weltoffeneren Spiritualität geprägt sind. Die Bewegung von Taizé, manche aus Ordensfrömmigkeit geprägte Gruppen und die Aufbruchstimmung der 60er und 70er Jahre lassen eine Trendwende erkennen. Diese wird in konservativeren Milieus kritisch gesehen und man stützt sich dort wiederum eher auf traditionelle Spiritualitätsformen und -inhalte. Zugleich werden die christlich-charismatischen Bewegungen weltweit stärker, ebenso die ganz klassischen Formen wie Exerzitien und Geistliche Einzelbegleitung.

Diese zeigen an, dass die emotionalere Ausdrucks-Dimension im Sinne einer Spiritualität der Erfahrung, aber auch das Individuelle im personalen Sinne im säkularen Umfeld durchaus Konjunktur haben.

Nach den beiden Impulsreferaten besteht Gelegenheit zur Diskussion!

Eine Veranstaltung in freundlicher Kooperation mit dem Essener Dom.

Über die Referenten:

Rabbiner Joshua Ahrens wuchs in Offenbach auf und bildete sich zum modern-orthodoxen Rabbiner aus. Neben seiner Tätigkeit als Rabbiner in Darmstadt arbeitet er zur Zeit an einer Promotion bei Professorin Verena Lenzen von der Universität Luzern über die wichtige Seelisberger Konferenz (August 1947).

Klaus Kleffner wuchs in Bochum auf, studierte Theologie in Bochum, Strasbourg Brasilien und Münster und wurde zum Priester geweiht. Er dient Priesterkandidaten als Spiritual und leitet das Exerzitienreferat.

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