11. Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien

14.02.2020

Gestern (12.2.) machten Peter Renzel, Stadtdirektor und Geschäftsbereichsvorstand für Soziales, Arbeit und Gesundheit der Stadt Essen, und Martina Tödte, Landeskoordinierungsstelle Frauen und Sucht NRW und Leiterin der Einrichtungen von BELLA DONNA, bei einem Pressetermin anlässlich der Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien (9. bis 15.2.) auf die Problematik betroffener Kinder aufmerksam. Peter Renzel stellte die Aktivitäten des Gesundheitsamtes in Kooperation mit dem Jugendamt der Stadt Essen für psychisch kranke Kinder und Jugendliche vor sowie für Kinder, die mit Eltern zusammenleben, die von einer Sucht und/ oder einer psychischen Erkrankung betroffen sind.

Kinder aus Suchtfamilien sind in Deutschland keine Randgruppe: Schätzungsweise jedes sechste Kind unter 18 Jahren lebt mit abhängigen Eltern zusammen. Die weitaus meisten dieser Jungen und Mädchen – etwa 2,65 Millionen – sind mit der Alkoholkrankheit eines oder sogar beider Elternteile konfrontiert. Mit drogensüchtigen Eltern leben ca. 40.000 bis 60.000 Kinder zusammen. Zwischen drei und vier Millionen Kinder leben mit einem psychisch kranken Elternteil zusammen. In Essen leiden etwa 20.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren unter der Situation einer eigenen psychischen Erkrankung, einer psychischen Erkrankung ihrer Eltern oder der Sucht ihrer Eltern beziehungsweise von Elternteilen.

Martina Tödte erklärte: "Kinder aus Suchtfamilien werden nicht so versorgt wie sie versorgt werden müssten. Wir möchten Kinder mit gezielten Angeboten unterstützen. Bestehende Angebote sind auf das Engagement von Kommunen, Träger und Spenden angewiesen, bislang gibt es keine gesetzliche Regelung zur Finanzierung von Angeboten, das muss geändert werden."

Essen ist Modellstadt für vernetzte Angebote

Gesundheitsdezernent Peter Renzel sensibilisierte gemeinsam mit Helmut Quentmeier, Psychiatriekoordinator des Gesundheitsamtes, für Kinder aus Suchtfamilien: "Kinder und Jugendliche leiden unter der Situation. Das ist unerträglich. Es bedarf von vielen Seiten des Mutmachens zur Veränderung." Essen gelte nach Renzel landesweit und bundesweit als Modellstadt für vernetzte Hilfeangebote für Betroffene, eine Vielzahl von Akteuren engagiert sich bereits in diesem Bereich. Aktuell ist die Stadt Essen vom Landschaftsverband Rheinland als Modellregion mit 300.000 Euro für die Förderung ihres Kooperationsverbundes "Seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen" ausgewählt worden. Darüber hinaus wird in diesem Jahr in Essen eine Fachstelle an den Start gehen, die komplexe Hilfsangebote im Blick hat und gezielt Ansprechpartnerinnen und -partner zur verbesserten Versorgung von psychisch erkrankten Eltern und ihren Kindern beim Gesundheitsamt vermittelt.

"Bereits seit Anfang 2002 gibt es in Essen eine gemeinsame Kooperationsvereinbarung zwischen helfenden Akteuren", erklärte Ulrich Engelen, Fachbereichsleiter des Jugendamtes. Alle an dem Konzept beteiligten Institutionen verfolgen als gemeinsame Ziele ein dauerhaft gemeinsames Leben von Eltern und Kind zu ermöglichen, eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Zielgruppe und eine verbindliche Kooperation mit den Vertragspartnerinnen und -partnern der drei Bereiche Krankenhäuser, Drogenhilfe und Jugendhilfe.

Zum Hintergrund

Kinder, die in suchtbelasteten Familien aufwachsen, tragen ein sechsfach erhöhtes Risiko im Vergleich zu anderen Kindern, selbst im Laufe ihres Lebens suchtkrank zu werden. Sie sind anfällig für psychische oder soziale Störungen. Suchterkrankungen gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für Misshandlung und Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen sowie von sexueller Gewalt.

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