Abschluss des rehapro-Projekts Essen.Pro.Teilhabe

12.05.2025

Mit dem Programm "Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben - rehapro" rief das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) seit 2018 die Jobcenter und Träger der gesetzlichen Rentenversicherung dazu auf, neue Ansätze für die berufliche (Re)Integration von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu entwickeln. Zielsetzung war, durch innovative Leistungen und Maßnahmen eventuelle gesundheitliche Einschränkungen von Arbeitsuchenden abzubauen beziehungsweise ihre Erwerbsfähigkeit wiederherzustellen. Gesucht wurden exemplarisch präventive Ansätze. Aus den Erkenntnissen der zugelassenen Modellprojekten sollten mit Programmende gegebenenfalls flächendeckende Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden.

Auch das JobCenter Essen beteiligte sich mit einem Konzept am Förderaufruf und bekam für "Essen.Pro.Teilhabe" früh, als eine von bundesweit zunächst 33 Bewerbern, eine positive Rückmeldung sowie die Förderzusage für zunächst 7,93 Millionen Euro. Nach einer Verlängerung der Projektlaufzeit um sechs Monate wurde die Fördersumme auf fast 8,2 Millionen Euro erhöht.

Essen.Pro.Teilhabe

In seinem Konzept nimmt das JobCenter Essen Langzeitarbeitslose aus dem SGB II in den Blick, denen trotz hoher Motivation aufgrund gesundheitlicher Handicaps der Zugang zum Arbeitsmarkt und damit verbunden die gesellschaftliche Teilhabe verwehrt ist. 275 Kundinnen*Kunden des JobCenter Essen nahmen am Projekt teil. Die Beteiligung geschah auf freiwilliger Basis. Rund 90 Prozent der Projektteilnehmer*innen wiesen dabei mehr als eine körperliche oder/und psychische Art von Beschwerde auf.

Partner des JobCenter im Projekt waren das Franz Sales Haus, der CJD Zehnthof Essen, die Softdoor GmbH und die Universität Duisburg-Essen.

Projektorganisation und Leistungen

Das JobCenter verantwortete die Gesamt-Teilnehmer- und Prozess-Steuerung. Die umfassende Anamnese erfolgte durch die Softdoor GmbH, die Sozialmediziner*innen, Psychologinnen*Psychologen, Sozial- und Gesundheits-Coaches einsetzte, um die gesundheitlichen, sozialen und beruflichen Voraussetzungen der Teilnehmer*innen abzuklären. Im Rahmen einer medizinisch-beruflichen Leistungsfeststellung, einmal zu Beginn und etwa nach neun Monaten der Projektteilnahme, wurden Entwicklungen erfasst. Die Betreuung der Teilnehmer*innen erfolgte durch Fachkräfte und Integrationscoaches des Franz Sales Haus. Expertinnen*Experten der Einrichtung boten Gruppentermine und Workshops sowie Beratungen zu Themen wie Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit an. Der CJD Zehnthof Essen ermöglichte den Teilnehmenden kurzfristige Berufsfelderkundung und Arbeitserprobungen, um die eigene Belastbarkeit zu testen und Rückmeldungen aus Arbeitgeber*innensicht zu erhalten.

Durch die Universität Duisburg-Essen (UDE) wurde der gesamte Projektprozess begleitet sowie anhand vieler Messwerte Gelingens-Faktoren und wichtige Erfolgsaspekte ermittelt.

Etwa 40 Teilnehmer*innen schieden vor einer ersten medizinisch-beruflichen Leistungsfeststellung aus persönlichen Gründen aus dem Projekt aus. Mit den Verbliebenden wurde regelmäßig in Fallkonferenzen der individuelle Entwicklungsstand erörtert.

Ergebnisse des Projekts

  • 5 Prozent der Teilnehmenden, also 25 Projektteilnehmer*innen, nahmen in der Folge von Essen.Pro.Teilhabe eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf. 83,2 Prozent dieser Arbeitsantritte sind nachhaltig, das heißt sie bestehen/bestanden auch sechs Monate nach Beschäftigungsbeginn fort.
  • 15 Teilnehmende nahmen eine Ausbildung oder einen Bildungsgang neu oder wieder auf (6,3 Prozent).
  • 4,2 Prozent der Teilnehmenden starteten in einer öffentlich geförderten Beschäftigung. 10,5 Prozent der Teilnehmenden konnten mit einer Gemeinwohlarbeit dem Allgemeinen Arbeitsmarkt angenähert werden. 26 Projektteilnehmer*innen begannen eine andere geeignete Anschlussmaßnahme (10,9 Prozent).
  • 95 Prozent aller Teilnehmenden haben mindestens ein Angebot zur sozialen Teilhabe wahrgenommen. Im Schnitt nahm jeder*jede Teilnehmer*in 2,8 Angebote an.
  • Alle Teilnehmenden haben mindestens ein gesundheitliches Angebot wahrgenommen, dabei wurden im Schnitt 3,1 Angebote angenommen. Bei 55,7 Prozent aller Projektteilnehmer*innen zeigte sich in den individuellen Vergleichsmessungen eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation.

Ausblick

Im Projekt hat sich gezeigt, dass mit einem ganzheitlichen Ansatz auch Personen mit mehreren und schweren gesundheitlichen Vermittlungshemmnissen an den Arbeitsmarkt herangeführt werden können. Neben Ganzheitlichkeit wurden weitere Faktoren für den Erfolg des Projekts identifiziert, zum Beispiel Interdisziplinarität, das heißt ein fach- und institutionsübergreifender kooperativer Austausch, der den Betroffenen neue Wege aufzeigen kann.

Im Kontext eines Projektworkshops am 6. Februar ist ein Policy Paper in Gruppenarbeit entstanden. Darin werden Forderungen an Entscheidungsträger*innen zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarktes formuliert. Stadtdirektor Peter Renzel und Prof. Dr. Dieter Münk von der Universität Duisburg-Essen unterzeichneten bei der Abschlussveranstaltung als erste das Papier. Es wird im Juni auf der Internetseite der wissenschaftlichen Begleitung und im Rahmen eines wissenschaftlichen Abschlussberichts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

In einem Nachfolgeteam im JobCenter Essen sollen die im Rahmen von Essen.Pro.Teilhabe gewonnenen Erkenntnisse darüber hinaus genutzt und die Arbeit mit der Zielgruppe fortgeführt werden.

Internetseite der wissenschaftlichen Begleitung durch die Universität Duisburg Essen: https://www.unidue.de/berupaed/policypaper.php

Herausgegeben von:

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Stadtdirektor Peter Renzel und Prof. Dr. Dieter Münk (li.) von der Universität Duisburg-Essen unterzeichneten anlässlich der Abschlussveranstaltung von "Essen.Pro.Teilhabe" ein Policy Paper mit Forderungen für einen inklusiveren Arbeitsmarkt.
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