Erfolgreicher Start des Modellprojekts zur Armutsfolgenprävention bei Kindern und Jugendlichen

08.07.2025

Der Rat der Stadt Essen hat im März 2024 die Eckpunkte einer integrierten kommunalen Präventionsstrategie und ein neues Datenkonzept zu Teilhabechancen von Kindern und Jugendlichen beschlossen. Die Verwaltung wurde damit beauftragt, verschiedene Modellprojekte zu entwickeln und umzusetzen. Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist die Erarbeitung und Erprobung eines übertragbaren Strukturmodells zur wirksamen Armutsfolgenprävention auf lokaler Ebene.

Neunzig Teilnehmende folgten daher am Donnerstag, 26. Juni, der Einladung der Regiestelle "kinderstark" der Stadt Essen und der Sozialen Dienste des Jugendamtes im Bezirk IV im Schloß Borbeck. Nahezu alle wichtigen Akteurinnen*Akteure aus den Stadtteilen und Kooperationspartner*innen waren vertreten: Soziale Dienste, Kitas und Familienzentren, Kindertagespflege, Erziehungsberatungsstellen und Schwangerenberatung, Babybegrüßungsteams und die Angebote der Frühen Hilfen, Zugewandertenberatung, JobCenter Essen, Quartiersmanagement, Sozialpädiatrisches Zentrum, Ärztinnen*Ärzte, Sportvereine, Kirchengemeinden, Familiengrundschulzentren, Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, Kulturelle Bildung, Jugendhilfeplanung sowie weitere Vertreter*innen aus Facharbeitskreisen, Verwaltung und Politik.

Armutssensibles Handeln auf allen Ebenen

"Ziel ist es, durch verstärkte Zusammenarbeit und Vernetzung die Entwicklungsbedingungen der Kinder in den Stadtteilen Bochold und Bergeborbeck zu verbessern und – wenn uns das gelingt – die Erfahrungen für andere Stadtteile nutzbar zu machen", so Sybille Krüger von der Regiestelle "kinderstark", die die Veranstaltung moderierte. Gemäß der Präventionsleitlinie "Früh beginnen" wird der Fokus zu Beginn des Modellvorhabens auf der Altersgruppe 0 bis 3 Jahre liegen. Muchtar Al Ghusain, Geschäftsbereichsvorstand Jugend, Bildung und Kultur, betonte in seinem Grußwort nicht nur die Wichtigkeit des Vorhabens, sondern auch die schwierigen Rahmenbedingungen. Neben der Erschöpfung von Fachkräften nach herausfordernden Jahren bezog er auch die infrastrukturellen Vorbedingungen mit ein: "Ich freue mich, dass wir heute im Schloß Borbeck zusammenkommen - und damit in einem der wunderbarsten Orte der Kultur und Begegnung unserer Stadt. Gleichzeitig zeigt es uns auch, dass solche Räumlichkeiten, die so notwendige Begegnungen von Menschen ermöglichen, in den Stadtteilen Bergeborbeck und Bochold fehlen."

Andrea Schattberg, Leiterin des Fachbereichs Schule der Stadt Essen, setzte in ihrem Impuls auf die Ermutigung aller Anwesenden, sich auf allen Verantwortungsebenen für armutsgefährdete Kinder einzusetzen: "Die Kinder und Familien sind auf diese Lobbyarbeit angewiesen." Sie betonte auch die Wichtigkeit, Fachkräfte im Schulbereich ähnlich intensiv im Thema armutssensibles Handeln zu stärken, wie es in den Kitas in Essen bereits seit über zehn Jahren gute Praxis ist.

Kinderarmut ist kein elterliches Versagen

Die mehrfach für ihre Verdienste zum Thema Kinderarmut ausgezeichnete Wissenschaftlerin Gerda Holz machte in ihrem Vortrag deutlich, dass Kinderarmut nicht als elterliches Versagen verstanden werden kann, sondern von der gesamten Gesellschaft verantwortet werden muss: "Um jungen Menschen ein gutes Aufwachsen zu ermöglichen, sind Präventionsanstrengungen und eine entsprechende Infrastruktur vor Ort, dort wo sie leben, unerlässlich. Hier gießen politisches Wollen und fachliches Können das Fundament, um Kindern und Jugendlichen in Armutslagen tatsächliche Entwicklungschancen und vor allem Teilhabe an allem zu eröffnen." Armutspräventives Handeln vor Ort müsse auf unterschiedlichen Ebenen Wirkung zeigen und als individuelle, institutionelle und strukturelle Herausforderung begriffen werden.

Austausch und Vernetzung für die Jüngsten

In fünf Arbeitsgruppen gingen nach einer kurzen Stärkung alle Teilnehmenden in den intensiven Austausch. Dezentrale und zentrale Akteurinnen*Akteure tauschten sich miteinander zu relevanten Themen aus und gaben Hinweise für die konkrete Weiterarbeit:

  • Armutssensibles Handeln: Was brauchen wir als Fachkräfte?
  • Materielle Sicherung von Familien: Wo finden Familien aktuell Unterstützung und Information?
  • Frühe Hilfen: Was gibt es wo für die Familien?
  • Zugänge: Wie kommen Angebote zu den Menschen?
  • Prozessteuerung Armutssensibilität: Aufgabe für Leitungskräfte

In den lebendigen Diskussionen in den Arbeitsgruppen wurde das ehrliche Interesse und Engagement aller Beteiligten deutlich spürbar. Sybille Krüger versprach am Ende der Veranstaltung einen Fahrplan zur Weiterarbeit nach den Sommerferien. Hier sollen die Anregungen aus den Workshops ebenso einfließen wie auch die Ergebnisse der aktuell laufenden Bestandsaufnahme zu den bereits bestehenden Angeboten. Fest steht bereits jetzt, dass es auch darum gehen wird, mehr über die wirklichen Bedarfe der Familien zu erfahren. Die gute Stimmung und spürbare Motivation bei der gut besuchten Veranstaltung im Schloß Borbeck lassen bereits zu Beginn des Modellvorhabens auf zukünftigen Erfolg in Zusammenarbeit und Vernetzung hoffen.

Herausgegeben von:

Stadt Essen
Presse- und Kommunikationsamt
Rathaus, Porscheplatz
45121 Essen
Telefon: +49 201 88-0 (ServiceCenter Essen)
E-Mail: presse@essen.de
URL: www.essen.de/presse

Muchtar Al Ghusain, Regiestelle kinderstark der Stadt Essen, Soziale Dienste des Jugendamtes, Margarete Roderig, Bezirksbürgermeisterin und Andrea Schattberg, Leiterin des Fachbereichs Schule.
© 2025 Stadt Essen