Ergebnisse der Wald-Betriebsinventur 2017

Was ist eine Wald-Betriebsinventur?

Eine Betriebsinventur ist ein messendes Verfahren bei dem in Probekreisen um feste Stichprobenpunkte im Wald Messungen im Baumbestand durchgeführt werden.

In Essen sind das rund 300 fest markierte Stichprobenpunkte, die bei jeder Betriebsinventur erneut aufgesucht werden. Es werden unter anderem Höhen und Durchmesser erfasst sowie Zählungen durchgeführt. Unter anderem auf der Grundlage dieser Messungen wird das Planungswerk für die Gestaltung und Pflege des Waldes für die folgenden zehn Jahre erstellt. Diese sogenannte Forsteinrichtung ist eine feste Größe im Betriebsablauf, ist gesetzlich vorgeschrieben und wird alle zehn Jahren nach dem gleichen Verfahren durchgeführt. Nach den Messungen lassen sich zum Beispiel Aussagen über Baumartenanteile, Waldstrukturen, Altersstrukturen, Holzvorrat, Zuwachs des Waldes, Schäden und Totholz machen. Die Betriebsinventur ist ein rein messendes Verfahren, das eine Grundlage für die weitere Planung liefern soll. Erst die darauf folgende Forsteinrichtung macht konkrete Aussagen über Gestaltung, Entwicklung und Pflege in den einzelnen Waldbeständen. Ergebnis ist das Forstbetriebswerk, welches über die Linkliste in der rechten Spalte dieser Seite erreichbar ist.

Betriebsinventur und Forsteinrichtung wurden durch die Deutsche Forstberatung durchgeführt.

Die wichtigsten Ergebnisse der Betriebsinventur

Baumartenanteile

Mit 31% ist die Rotbuche die häufigste Baumart im städtischen Wald, gefolgt von der Baumartengruppe ALH - anderes Laubholz mit hoher Lebenserwartung, vorwiegend Bergahorn und Esche - mit 23%, der Baumartengruppe ALN - anderes Laubholz mit niedriger Lebenserwartung, Birke, Kirsche, Robinie - mit 18 % und der Eiche mit 16%. Der Rest verteilt sich auf andere Baumarten. Mit 3% Nadelholzanteil hat der städtische Wald einen sehr geringen Nadelholzanteil. Insgesamt sind im Wald 37 Baumarten erfasst. Trotz Orkan Ela 2014 gibt es 20% weniger Blößen, das sind größere baumlose Bereiche, als zur letzten Betriebsinventur. Das liegt an den Bemühungen von Grün und Gruga der vergangenen Jahre, über die Waldpflege natürliche Verjüngung zu etablieren um die nachwachsende Waldgeneration zu fördern. Als natürliche Verjüngung werden junge Bäume bezeichnet, die aus dem Samenfall der vor Ort vorhandenen alten Bäume entstanden sind.

Die Verjüngungsfläche hat sich im Wald nach der letzten Inventur nahezu verzehnfacht. Den größten Anteil an den Baumarten haben der Bergahorn mit 71% und die Rotbuche mit 19%. Die Verjüngung ist der Nachwuchs des Waldes und somit die zukünftige Waldgeneration. Bereits vorhandene Verjüngung ist besonders dann wichtig, wenn der Altbestand z. B. Stürmen zum Opfer fällt.

Etwa 41% des städtischen Waldes sind strukturreiche Mischbestände, also Waldbestände mit mehreren Baumarten und möglichst unterschiedlichen Altersstufen.

Grafik: Baumartenanteile im Essener Wald (Betriebsinventur 2017). Die Abkürzungen in der Grafik sind im Text "Baumartenanteile" erklärt - siehe oben.

Vorrat und Zuwachs

Der Gesamtvorrat an Holz im Essener Wald liegt bei 440.000 Kubikmetern (cbm). Trotz des Orkans Ela 2014 und den von ihm verursachten schweren Schäden im Baumbestand ist der Holzvorrat „nur“ um 11% zurückgegangen. Der Altholzanteil bei Bäumen über 140 Jahren ist um ein Drittel gestiegen und macht 29% des gesamten Holzvorrates aus.

Zuwächse und Zuwachsprognosen werden zumeist anhand von Ertragstafeln hinreichend genau geschätzt. Diese basieren auf wissenschaftlich erfassten Daten von Vergleichswaldbeständen. Weil in Essen bei der vergangenen und der der aktuellen Betriebsinventur die Datenerfassung bereits an fest markierten Probekreisen erfolgte, ist es für den städtischen Wald nunmehr möglich, den jährlichen Holzzuwachs im Wald sehr genau zu berechnen. Der Zuwachs liegt im städtischen Wald insgesamt jährlich bei 9,8 cbm je Hektar.

Die Rotbuche ist die Hauptbaumart unseres Waldes. Über 50% des Buchenvorrates liegen im Bereich des Starkholzes und hier im Bereich über 70 Zentimeter Brusthöhendurchmesser (BHD). Der BHD ist eine definierte Messgröße für Waldinventuren und gibt vor, dass stehende Bäume auf einer Höhe von 130 Zentimetern gemessen werden. Anhand einer Formel kann dann auf der Basis des Brusthöhendurchmessers und der Baumhöhe das Holzvolumen des Baumes berechnet werden.

Bei der Eiche liegt der Holz-Vorratsschwerpunkt in Beständen im Alter über 100 Jahre. 42% des Eichenvorrates liegt im Bereich 60-100cm BHD.

Bei der Baumartengruppe ALH, anderes Laubholz mit hoher Lebenserwartung oder auch seltenen Baumarten, liegen die Vorratsschwerpunkte in den Jungbeständen, also in den Altersklassen 20-50 Jahre.

Verbissschäden

Bei der Betriebsinventur wurden auch Verbissschäden erfasst. Verbissschäden sind hier diejenigen Schäden, die entstehen, wenn wiederkäuendes Schalenwild (in Essen Rehwild) die Terminalknospe (oberste Knospe) eines Baumes bis 1,30 Meter Höhe gefressen hat. Der Baum ist dann in seinem Wachstum äußerst eingeschränkt und kann sogar absterben. Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Entmischung. Bäume, die als Sämlinge vom Schalenwild gefressen werden, können auch nicht mehr durch eine Inventur erfasst werden. Natürlich vorkommende und im Wald zu erwartende Baumarten fehlen dann. Der Vergleich mit anderen Betrieben macht deutlich, dass sich die reine Verbissbelastung insgesamt aber in einem tolerierbaren Rahmen bewegt.

Totholz

Der Essener Wald hat sehr hohe Totholzanteile. Der Gesamttotholzvorrat liegt bei rund 120.000 Kubikmetern. Das sind 79 Kubikmeter je Hektar. Davon sind 81% liegendes Totholz. Der Gesamttotholzvorrat in Essen hat einen außergewöhnlich hohen Wert, der darauf zurückzuführen ist, dass der Forstbetrieb nach dem Orkan Ela, wie angekündigt, nicht alle Waldflächen vom Sturmholz beräumt hat, sondern das Holz aus ökologischen Gründen im Wald belassen hat. Zum Vergleich: bei der letzten Betriebsinventur lag der Totholzanteil bei 8 Kubikmetern je Hektar. Totholz ist ein wichtiger Bestandteil naturnaher Wälder und ist ein wichtiger Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten.

Kohlenstoffspeicher

Der Essener Wald ist ein Kohlenstoffspeicher. Insgesamt sind rund 595.000 Tonnen CO2 im Wald gebunden.

Bäume wachsen im Jahresverlauf in die Höhe und nehmen im Umfang zu. Das Dickenwachstum ist im Querschnitt eines Baumes durch die Jahresringe sichtbar und lässt sich äußerlich durch Messungen mit einem Maßband oder Messkluppe nachvollziehen. Da Holz aus chemischer Sicht etwa zu 50% aus Kohlenstoff besteht (Rest: Sauerstoff, Wasserstoff, Stickstoff) ist es nicht verwunderlich, dass mit dem Höhen- und Volumenzuwachs der Bäume auch der Speicher an Kohlenstoff wächst. Neben der Baummasse ist auch der Waldboden ein wichtiger Kohlenstoffspeicher.

Die Ergebnisse der Betriebsinventur dienen zusammen mit den Ergebnissen des Bürgerbeteiligungsprozesses als bestmögliche Grundlage für das Forstbetriebswerk.

Stand: Februar 2018

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