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30.04.2025
5 Min

Wir alle sind Essen

Gemeinsam für ein friedliches Miteinander


Was bedeutet Frieden in einer Zeit globaler Unsicherheiten? Wie fühlt sich gesellschaftlicher Zusammenhalt in einer vielfältigen Stadtgesellschaft an? Und welche Rolle spielt die Erinnerung an die Vergangenheit für das Miteinander von heute? Mit der Initiative "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander" laden die Stadt Essen und die Essener Allianz für Weltoffenheit in diesem Jahr Bürger*innen ein, gemeinsam über diese und viele weitere Fragen in den Austausch zu kommen. Denn 2025 geht es im Zeichen von 80 Jahren Frieden in Deutschland um Erinnerung, Begegnung und Dialog. In einer Welt, in der gesellschaftliche Spannungen zunehmen und demokratische Grundwerte unter Druck geraten, setzt Essen ein starkes Zeichen für ein friedliches Miteinander.

Ein Jahr im Zeichen des Friedens

2025 markiert den 80. Jahrestag des Kriegsendes in Deutschland: Am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg – ein Ereignis, das Millionen Menschen in Deutschland und Europa befreite, zugleich aber auch das unfassbare Ausmaß von Krieg, Zerstörung und Menschheitsverbrechen offenbarte. Für Essen ist dieser Jahrestag sowohl Anlass zur historischen Rückschau, als auch zum bewussten Blick nach vorne. "Wir leben in einer Zeit, in der Frieden, Freiheit und Demokratie keineswegs selbstverständlich sind", sagt Muchtar Al Ghusain, Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen. "Gerade deshalb wollen wir in diesem Jahr den gesellschaftlichen Dialog stärken und das Gemeinsame sichtbar machen – über alle Grenzen hinweg."

Für gesellschaftlichen Zusammenhalt

Die Stadt Essen hat die Initiative "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander" in Kooperation mit der Essener Allianz für Weltoffenheit 2024 ins Leben gerufen. Darin haben sich Religionsgemeinschaften, Wohlfahrtsverbände, Hochschulen, Jugendorganisationen, Gewerkschaften, Migrantenvertretungen, Kulturinstitutionen, Akteurinnen*Akteure aus der Wirtschaft und zivilgesellschaftliche Gruppen zusammengeschlossen.

Diese Vielfalt ist insbesondere 2025 Programm: Von Januar bis Dezember finden stadtweit Veranstaltungen, Begegnungsformate und Diskussionsrunden zu "80 Jahre Frieden in Deutschland" statt. Allen gemein sind die Förderung von Demokratieverständnis, Respekt und einem friedlichen Miteinander.

Mehr über die Essener Allianz für Weltoffenheit erfahren

Höhepunkte im Frühling: Begegnung, Musik und Erinnerung

Bereits im Januar wurde das Erinnerungsjahr in der Alten Synagoge Essen eröffnet – mit einem eindrucksvollen Konzert und kreativen Beiträgen von Essener Schüler*innen. Auch zahlreiche kleinere, dezentrale Veranstaltungen in Stadtteilen und Einrichtungen begleiten das Jahr. Besonders intensiv ist das Aktionsjahr von April bis Juni. Dabei steht der Mai – traditionell der Monat der Demokratie – ganz im Zeichen des Dialogs.

So findet am 8. Mai eine zentrale Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag des Kriegsendes in der Volkshochschule (VHS) Essen statt, bei der der bekannte Journalist Prof. Heribert Prantl als Gastredner dabei ist. Der 9. Mai gehört dann den jungen Menschen: Beim Tag der Essener Schüler*innen setzen sich Kinder und Jugendliche altersgerecht mit Themen wie Frieden, Diskriminierung und demokratischer Mitgestaltung auseinander. Dann stehen Workshops, Diskussionen und Aktionen auf dem Programm.

Und am 10. Mai trifft sich die Stadtgesellschaft beim Stadtfest "Essen Original" zu einem musikalischen Miteinander auf den Burgplatz – unter anderem mit gemeinschaftlichem Singen für den Zusammenhalt. Darüber hinaus gibt es im Mai und Juni Dialogtage an unterschiedlichen Orten im Essener Stadtgebiet: am 17. Mai in einem Schiff der Weißen Flotte auf dem Baldeneysee, am 24. Mai in den Linien 108 und U11 der Ruhrbahn und am 14. Juni im Stadion an der Hafenstraße. Bürger*innen – von Jung bis Alt, aus dem Norden und Süden Essens – begegnen sich dort und kommen ins Gespräch und den Austausch.

Zum Veranstaltungskalender mit allen Terminen

"Frieden beginnt im Alltag"

Neben den großen Veranstaltungen liegt der Fokus des Projekts besonders auf der alltäglichen Begegnung – in Schulen, Vereinen, Nachbarschaften. "Frieden beginnt im Alltag: in der Art, wie wir miteinander sprechen, wie wir Unterschiede aushalten und aufeinander zugehen", so Muchtar Al Ghusain. "Mit diesem Projekt möchten wir Mut machen – für respektvollen Austausch, für Offenheit und für eine Stadtgesellschaft, die niemanden ausschließt", so der Jugend-, Bildungs- und Kulturdezernent.

Dazu gehört auch die Einbindung möglichst vieler Akteurinnen*Akteure: Schulen, Kulturhäuser, Religionsgemeinschaften, Jugendzentren oder Vereine können sich mit eigenen Beiträgen am Aktionsjahr beteiligen. Sie sind mit Projektwochen, Filmabenden, Kunstaktionen, Diskussionsrunden und mehr dabei.

Weitere Informationen zum Programm, zur Beteiligung und zu aktuellen Veranstaltungen finden Interessierte auf www.essen.de/wir-alle-sind-essen.

Erste Demokratiekonferenz 2024

Schon am 14. Juni 2024 fand der erste Aktionstag "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander" statt. Mit diesem wollte man der Sprachlosigkeit entgegenwirken, die auch Essener*innen nach den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden Krieg in Gaza erlebten, insbesondere unter jüdischen und muslimischen Bürgerinnen*Bürgern sowie Schülerinnen*Schülern. Das Herzstück des Aktionstags bildete die Demokratiekonferenz auf PACT Zollverein, ergänzt durch zahlreiche weitere Aktionen. Rund 1.100 Essener Schüler*innen, Multiplikatorinnen*Multiplikatoren sowie Bürger*innen nutzten die Möglichkeit, in Workshops, Dialoggruppen und Impulsvorträgen neue Perspektiven zu gewinnen und in den Dialog zu treten. Die Themen Antisemitismus, anti-muslimischer Rassismus und Rechtsextremismus standen dabei im Mittelpunkt.

Hier mehr über die erste Demokratiekonferenz in Essen erfahren

In den Dialog kommen

Der Aktionstag bildete den Auftakt zu einem systematischeren Dialog und zur Weiterführung der Aktion "Wir alle sind Essen – Gemeinsam für ein friedliches Miteinander". Der Leitgedanke wurde bei verschiedenen Anlässen weitergetragen: So ging es bei Veranstaltungen vom 6. bis 17. November 2024 um die Themen Gedenken, Erinnern und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Angebot reichte von interaktiven Formaten über Filmvorführungen für Schüler*innen gegen das Vergessen bis hin zu Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht und dem Volkstrauertag. Im Rahmen der Folkwang-Dekade ermöglichte erstmalig das interaktive Format "unterHALTUNG – Lasst uns miteinander über Hürden, Lösungen und Visionen in der kulturellen Bildung sprechen" den Dialog in 27 Talks an acht Kulturorten in der nördlichen Innenstadt.

Seit 2024 konnten viele gesellschaftliche Akteurinnen*Akteure für die Stadtinitiative "Wir alle sind Essen – gemeinsam für ein friedliches Miteinander" gewonnen werden. Sie binden die Mitglieder ihrer Vereine, Gruppen und Communities in die Aktivitäten der Initiative ein, werben für demokratische Werte und den Dialog.

Kultur für ein friedliches Miteinander

Eine Großstadt wie Essen ist durch Heterogenität gekennzeichnet – unter anderem durch die von Bergbau- und Stahlverarbeitung geprägten großen Zuwanderungsbewegungen und auch die Zuwanderungsströme, die insbesondere seit den 1980er Jahren aufgrund von Kriegen ausgelöst wurden. Dazu kommen seit Jahrzehnten jährlich viele Studierende nach Essen, die vorher nicht alle hier wohnhaft waren. Das Ziel der Stadtinitiative ist es deshalb, durch Dialoge, verbunden mit Begegnung und Kennenlernen, in den Austausch zu kommen und daraus eine Kultur für ein friedlichen Miteinander zu entwickeln. Denn: "Wir alle sind Essen."


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