Entwicklungsprojekt Katernberg: Bildung-Schule-Stadtentwicklung

Die Gemeinschaftsgrundschule Herbartschule im Essener Stadtteil Katernberg - mit einem Migrant*innenanteil von mehr als 85 % einst Sorgenkind und Spiegelbild der dortigen Strukturprobleme - hat sich zu einer Vorzeigeschule mit Strahlkraft entwickelt. Sie ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie durch gezielten Einsatz von Ressourcen, unter Einbeziehung der lokalen Akteure, wirksam Restrukturierungsprozesse eingeleitet und erfolgreich umgesetzt werden können.

Beschwerden türkischer Eltern

Nach Beschwerden türkischer Eltern im Herbst 1996 über die Situation an der Herbartschule, gründete sich in Abstimmung mit der Schulaufsicht, der RAA/ Büro für interkulturelle Angelegenheiten, dem Ausländerbeirat und dem Stadtteilprojekt Katernberg der Arbeitskreis Herbartschule. Trotz der Aktivitäten des Arbeitskreises stand die Herbartschule 1999 aufgrund zu geringer Anmeldezahlen kurz vor ihrer Schließung. Es wurde nun auch für die Politik ein Handlungsbedarf ersichtlich, woraufhin schließlich vom Büro Stadtentwicklung ein umfangreiches Maßnahmenpaket - u.a. zur Attraktivitätssteigerung der Herbartschule - vorgelegt wurde und das eine Intensivierung der integrierten Stadtteilentwicklung vorsah.

Ziel des Entwicklungsprojektes

Ziel des Entwicklungsprojektes Katernberg: Bildung-Schule-Stadtentwicklung ist es, im Stadtteil eine bessere Bildungssituation zu erreichen.

Die Herbartschule bot sich dabei als engagierter Kooperationspartner an. Es galt, die Attraktivität der Schule, ihr Image zu steigern. Wollte man sie stabilisieren, so bedurfte es eines raschen Anstiegs der Anmeldezahlen. Denn die bildungsinteressierten Eltern umgingen die Schulbezirkszuordnung, indem sie ihr Kind an der benachbarten katholischen Bergschule anmeldeten oder z.B. über Betreuungspersonen einen anderen Schulbezirk auswählten.

Sprachförderung und Elternbildung

In einer strukturierten Ziel-Wirkungs-Analyse wurden Sprachförderung und Elternbildung als die zentralen Arbeitsschwerpunkte für das Erreichen dieses Ziels definiert. Hier erkannte man die stärksten Defizite für die Lernbedingungen der Schülerinnen und Schüler. Gleichzeitig sah man darin aber auch einen geeigneten Ansatz, das Umfeld anzusprechen.

Eine bessere Abstimmung und effizientere Gestaltung der einzelnen Maßnahmen sollte die Ergebnisse intensivieren. Die bestehenden Maßnahmen wurden von aktuelleren Projektansätzen abgelöst bzw. übernommen, das Projekt wurde in die gesamtstädtische Bildungspolitik eingebunden und die Schulaufsicht, die der Herbartschule im Laufe des Prozesses mehr (Stellen-) Ressourcen zuweisen konnte, beteiligt.

Wesentlichen Bestandteile und zentrale Instrumente

  • Herbartschule & Philharmonie Essen (Projekt ReSonanz & AkzepTanz)
  • Elternbildung und Schule
  • Modellschule für Islam-Unterricht in deutscher Sprache 
  • Offene Ganztagsschule
  • Neubau einer Turnhalle
  • Gesamtkonzept Sprachförderung und Rucksack in der Grundschule
  • Partnerschaft im Netzwerk Lernwelt Essen im Essener Konsens
  • Nachmittagsschule
  • Ganzheitliche Sprachförderung in lebensraumbezogenen Zusammenhängen von Kindertageseinrichtung, Grundschule und RAA/ Büro für interkulturelle Angelegenheiten 
  • SCHUBILE - Schulen fördern bilinguales Lernen in der Primarstufe
  • MUS-E, multikulturelles soziales Schulprojekt für Europa
  • Elternforum der Herbartschule
  • Expertenworkshop Stadtentwicklung und Bildung

Positive Bilanz

Nach einem Zeitraum von mehreren Jahren lässt sich eine überaus positive Bilanz des Projektes Katernberg: Bildung-Schule-Stadtentwicklung ziehen.

Zunächst einmal haben sich die Schüler*innen- und Anmeldezahlen an der Herbartschule mehr als stabilisiert, das Interesse ist beträchtlich gestiegen und befindet sich auf einem konstant hohen Level (zweizügige Schule). Die naheliegende Bergschule konnte aufgrund zu geringer Anmeldezahlen keine Eingangsklassen mehr bilden und lief zum 31.07.2007 aus. Auch Übergänge zum Gymnasium sind als Erfolge des Prozesses zu werten.

Erfolgsfaktoren

Wesentlicher Erfolgsfaktor für den dargestellten Qualitätssprung sind handelnde Akteure, die ähnliche Visionen und Ziele haben, die auf Menschen treffen mit ähnlichem Engagement und die miteinander konstruktiv und kontinuierlich an der Lösung und Entwicklung von festgestellten Problemen arbeiten wollen. Ebenso wichtig ist die Begleitung sowie die konkrete Unterstützung des jeweiligen eigenen Handlungsfeldes durch passende Kooperationspartner.

Die Herbartschule hat sich inzwischen umbenannt in Peter-Ustinov-Schule.

Als entscheidend für den Erfolg ist aber die Initiative der Schulleitung und des Kollegiums der Herbartschule hervorzuheben. Ohne den Einsatz der Lehrerinnen und Lehrer, ihren Optimismus und ihren Mut, neue Wege zu gehen, wäre dieser Entwicklungsprozess nicht umzusetzen gewesen.

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