Stadtpläne und Karten im Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv

Seit der Mensch sich fortbewegte, nutzte er verschiedene Orientierungshilfsmittel, begonnen bei Landmarken über Stern-Navigation bis hin zu heutigen GPS-gesteuerten Werkzeugen. Im Laufe der Zeit entstanden so verschiedene schriftliche Zeugnisse, die alle eins gemeinsam haben: Die Darstellung bestimmter Merkmale in einem geografischen Gebiet, auch Karten oder Pläne genannt.

Die Kartensammlung des Stadtarchivs beherbergt derzeit im Bestand 901 eine kaum zu beziffernde Anzahl an Karten und Plänen ab dem 16. Jahrhundert und wächst stetig weiter. Denn in mehreren Fachämtern der Stadtverwaltung Essen werden tagtäglich neue Pläne und Karten angefertigt und verwendet, die wiederum das Stadtarchiv in Auswahl dauerhaft archiviert. In der Sammlung befinden sich daher sowohl topografische Karten, Grenz- und Territorialkarten vergangener Stadt- und Regierungsbezirke als auch Kataster- und Markenpläne, Fluchtlinien- und Bebauungspläne sowie Stadt- und Übersichtspläne. Besonders hervorzuheben ist der hier überlieferte Bestand an Karten und Plänen des Grugaparks, der über 1500 Einheiten umfasst.

Stadtpläne sind wohl die prominentesten Vertreter ihrer Gattung. Je nach Zweck der Anfertigung und Nutzung weisen sie ganz unterschiedliche Merkmale auf: Etwa, wenn es sich nur um einen Ausschnitt des Stadtgebiets handelt, weiterhin Straßenzüge und Linienführungen des ÖPNV eingezeichnet sind oder gar wichtige Gebäude wie Krankenhäuser, Gerichte, Versorgungseinrichtungen oder Wirtschaften im Rahmen von Konzessionsgesuchen hervorgehoben werden.

Die Stadt Essen in den Jahren 1823 und 1938

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das sogenannte preußische Urkataster angefertigt. Schon seit dem 17. Jahrhundert wurden Gebietseinteilungen in der Region vorgenommen, die grundlegende Vermessung allerdings kam erst Ende des 18. Jahrhundert durch die französische Katasteraufnahme zustande. Das moderne Kataster ab etwa 1820 verband die Informationen von Flur- und Liegenschaftsbüchern zu einem Kartenwerk, das je nach Ausfertigung nicht nur Grundstücke mit Flurbezeichnung wiedergibt, sondern nach Gemeinden getrennt ebenfalls Gewässer, Straßen sowie wichtige Gebäude und Plätze wie Rathaus, Markt, Kirchen und Schulen kennzeichnet.

Der Plan der Stadt Essen aus dem Jahr 1823 ist ein Druck mit farbigen Einzeichnungen und handgeschriebener Legende in einem Maßstab von 1:3000. Der fast nierenförmige Grundriss der mittelalterlichen Stadt Essen und die Ausdehnung des Stadtkerns gen Westen sind gut zu erkennen. Die Legende im unteren Bildteil liefert die Erklärungen zu den nummerierten Gebäuden, die sowohl Amtsgebäude, als auch Brunnen, Mühlen und Kirchen beschreiben. Dieser Plan des Geometers Heyden bietet aber nicht nur Informationen zu deren Lage, sondern in manchen Fällen auch Erkenntnisse zur Entstehung oder zum Alter. So sei beispielsweise die Synagoge aus dem Jahr 1808 und das Gelände mit der Nr. 26 an der vordersten Weberstraße schon seit 1380 im Besitz der Familie von-der-Dorneburg genannt Aschebrock. Besonders detailliert sind die Ausführungen zum Königlichen Gymnasium in der ehemaligen Burgfreiheit, deren vorherige Gebäudenutzungen beschrieben werden.


Plan der Stadt Essen von 1823 (Maßstab 1:3000).
Signatur: 901 Nr. 96.

Stadtpläne zeigen also mehr als nur Straßenzüge und können uns heute einen guten Eindruck von den Veränderungen der vergangenen Jahrhunderte bieten. Ein Druck aus dem Jahre 1938 ist dabei besonders detailreich und präsentiert die Altstadt Essens sogar zweidimensional. Zu dieser Zeit lebten schon 667.000 Einwohner im gesamten Stadtgebiet. Vollkommen ohne Legende zeugt aber schon der Titel von dem Zweck: "Diese Karte zeigt die Altstadt von Essen um das Jahr 1938 […] als der Aufbauwille des deutsches Volkes auch in unserer Stadt durch große bauliche Neugestaltungen unter Wahrung von Tradition und Geschichte seinen Ausdruck fand". Das Stadtbild Essens veränderte sich. Noch freie Flächen wurden stetig bebaut und Straßen, wie im Nationalsozialismus üblich, umbenannt. So entstand im Süden am Kettwiger Tor ein Bankenviertel samt Postamt, und die Kettwiger Straße als wichtige Nord-Süd-Achse quer durch den Stadtkern wurde im April 1933 in "Adolf-Hitler-Straße" umbenannt. Nur Teile des hier sichtbaren Straßennetzes und der eingezeichneten Gebäude sind nach den massiven Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und den (teilweise umstrittenen) Wiederaufbau- und Sanierungsarbeiten in den 1950er- und 1960er- Jahren heute im Stadtbild noch nachvollziehbar.


Plan der Stadt Essen von 1938 (Maßstab 1:3000).
Signatur: 901 Nr. 152.

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