Die Stadt Essen hat eigene Schulbaurichtlinien als Basis ihrer Schul(aus)baugestaltung festgelegt: Die Schulbauleitlinie ist seit Ende 2020 Grundlage für die (künftige) Gestaltung und Planung von schulischen Bauprojekten im Stadtgebiet. Sie definiert Mindestanforderungen und gibt Obergrenzen vor, formuliert Konzepte und beschreibt Verfahren sowie Prozesse, damit in Essen in den kommenden Jahren weitere gute und zeitgemäße Schulen entstehen. Ein wichtiges Ziel ist es, Schulgebäude vorzuhalten, die Flexibilität zulassen und Unterricht im Klassenverband und in Kleingruppen, unterrichtliche Anteile von Frontalunterricht ebenso wie Gruppenarbeit ermöglichen, die zum eigenständigen Lernen und Forschen einladen.
Die Schulentwicklungsplanung ist das zentrale Instrument der Stadtverwaltungals Schulträgerin, um die kommunale Bildungslandschaft zu gestalten. Eine vorausschauende Schulentwicklungsplanung soll frühzeitig auf notwendig werdende Investitionen hinweisen und erforderliche organisatorische Maßnahmen rechtzeitig in die Umsetzung bringen und begleiten. Ziel ist, dass zu jeder Zeit die jeweils erforderlichen Schulgebäude und Sachmittel zur Verfügung stehen sowie alle weiteren Rahmenbedingungen bestmöglich erfüllt sind, die für ein leistungsfähiges Schulsystem erforderlich sind. Außerdem sollen alle Schüler*innen möglichst zu jedem Zeitpunkt optimale Lernbedingungen und ein ihren Bedürfnissen entsprechendes Bildungsangebot vorfinden. Um die Bereitstellung von Schulraum mittel- und langfristig planen zu können, werden auf Grundlage statistischer Daten und Hochrechnungen die Bedarfe an Schulplätzen pro Schulform in den Stadtbezirken bemessen. Zudem muss häufig auch kurzfristig auf unerwartete Entwicklungen und Vorkommnisse mit entsprechenden Maßnahmen reagiert werden. Im Schuljahr 2021/22 hat die Stadt Essen ihre Schulentwicklungsplanung für alle Schulformen in der Stadt Essen fortgeschrieben.
In Essen werden zum Schuljahresbeginn 2023/24 insgesamt 78.537 Schüler*innen erwartet:
Hierbei handelt es sich um Prognosezahlen. Die amtlichen Schuldaten liegen zum 15.10. vor. Im Schuljahr 2022/23 waren es zum Stichtag 15.10. insgesamt 77.766 Schüler*innen.
Mit Stand 25.07.2023 standen 5.719 Erstklässler*innen zur Einschulung an. Im Schuljahr 2022/23 besuchten mit Stand 15.10.2022 insgesamt 5.795 Schüler*innen den ersten Jahrgang der Grundschulen.
In Essen gibt es inklusive privater Schulen insgesamt 164 Schulen: 84 Grundschulen, 4 Hauptschulen, 1 Sekundarschule, 16 Förderschulen 1 Schule für Kranke, 15 Realschulen, 21 Gymnasien, 7 Gesamtschulen, 1 Freie Waldorfschule und 14 Berufskollegs.
Mit Blick auf die Schülerzahlentwicklung (siehe hierzu die Bände 1-3 der Schulentwicklungsplanung) lässt sich festhalten, dass in den nächsten Jahren mehrere hundert Schulplätze im Primar- und Sekundarstufenbereich fehlen werden. Ebenso wird zusätzlicher Raum für die Betreuung benötigt.
Der Neubaubedarf umfasst:
Darüber hinaus gibt es Erweiterungsbedarf an 39 Grund- und Förderschulen, wovon 14 nicht am eigenen Standort erweiterbar sind, an 21 weiterführenden Schulen, wovon neun nicht am eigenen Standort erweiterbar sind, und an 2 Berufsschulen.
Die schulische Infrastruktur in Essen ist vor allem in den 1970er Jahren entstanden. Zahlreiche der vorhandenen Schulgebäude sind mittlerweile in die Jahre gekommen und müssen, teilweise dringend, saniert und modernisiert werden – nicht zuletzt, weil neuere Sicherheitsvorschriften weitere Auflagen nach sich ziehen. In Hinblick auf die nötigen Sanierungen und Modernisierungen haben zudem die multiplen Krisen der letzten Jahre ihre Spuren hinterlassen: Knappe Rohstoffe, gestörte Lieferketten, hohe Energiekosten und damit einhergehend hohe Preise für Bau- und Sanierungsmaßnahmen führen zu Verzögerungen und explodierenden Kosten.
In den nächsten Jahren investiert die Stadt Essen voraussichtlich 2,96 Milliarden Euro in die Schulinfrastruktur.
Je weiter Planung bzw. Ausführung voranschreiten, desto besser lassen sich die Kosten abschätzen und desto geringer wird das Kostenrisiko. Eines der größten Kostenrisiken ist häufig die dem Auge verborgen bleibende Gebäudesubstanz. Trotz aller Sorgfalt bei der Planung, können hier in der Ausführung zuvor nicht bekannt Probleme und Mängel ans Licht kommen: Häufig offenbart die alte Gebäudesubstanz erst während der Sanierung unter den alten Wand- und Bodenbelägen sowie über teilweise mehrlagigen Abhangdecken gravierende bauliche Mängel, wie schadhafte Grundleitungen, fehlende Bodenplatten, schadhafte oder fehlende Abdichtungen, durchfeuchtete Außenwände, undichte oder unbrauchbare Dachabdichtungen und Dachkonstruktionen, Brandschutzmängel und mehr. Diese müssen in der Folge beseitigt werden, sodass die Kosten steigen.
Eine weitere wichtige Rolle in Bezug auf die Kostenentwicklung spielt auch die Zeit. So ist beispielsweise der Baukostenindex des statistischen Bundesamtes für Instandhaltung an Gebäuden zwischen 2017 und 2022 von 106,6 auf 145,4 gestiegen, was alleine bereits einer Preissteigerung von 36,4 Prozent gleichkommt.
Die Qualitäten beim Schulbau kann man schlecht mit denen im privaten Umfeld vergleichen. So müssen die an den Schulgebäuden eingesetzten Baustoffe und Materialien erheblich höheren Anforderungen genügen, insbesondere in Bezug auf die vorgesehene Nutzungsdauer von bis zu 40 Jahren, Frequentierung von mehreren hundert Schülerinnen*Schülern pro Tag und Robustheit, etwa in Hinblick auf Vandalismus. Auch dies schlägt sich in den Herstellungskosten nieder.
Dazu zählt der Neubau der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Dafür beliefen sich die Kosten auf 63,75 Millionen Euro. Auf dem zweiten Platz liegt mit 18,96 Millionen Euro die Generalsanierung des Heinz-Nixdorf-Berufskollegs. Den dritten Platz teilen sich das Haus des Lernens und die Grundschule Haarzopf mit jeweils 10 Millionen Euro. Auch der Erweiterungsbau des Gymnasiums Überruhr gehört mit 10 Millionen Euro zu den teuersten Projekten. Gleiches gilt für die Sanierung von Turnhallen an der Gesamtschule Holsterhausen, für die die Stadt Essen insgesamt 6,5 Millionen Euro investiert hat.
Ja, denn gemäß § 6 Haushaltsgrundsätzegesetz (HGrG) ist die Kommune angehalten, wirtschaftlich und sparsam zu agieren.
Um schnellstmöglich den zusätzlichen Platzbedarf an Schulen zu schaffen, möchte die Stadt Essen auch mit Investorinnen*Investoren zusammenarbeiten. Nachdem der Rat der Stadt Essen im Februar 2023 das Umsetzungskonzept zur bedarfsgerechten Schulraumerweiterung beschlossen hat, kann die Verwaltung den benötigten Schulraum zeitnah durch Anmietungen erweitern und durch Neubauten durch Investorinnen*Investoren im sogenannten PPP-Modell (Public Private Partnership / öffentlich-private Partnerschaft) entstehen lassen. Dies hat den großen Vorteil, dass der benötigte Schulraum effizienter, kostengünstiger und schneller geschaffen werden kann.