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21.02.2023
6 Min

Ein Jahr #StandWithUkraine

So hilft Essen Menschen aus und in der Ukraine


Seit einem Jahr gibt es wieder einen Krieg in Europa: Am 24. Februar 2022 hat Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen. Der Einmarsch russischer Truppen und die brutalen Attacken auf ukrainische Städte, deren Infrastruktur und die Zivilbevölkerung haben das Leben in der Ukraine auf unbestimmte Zeit verändert. Rund acht Millionen Ukrainer*innen sind laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) vor dem Krieg nach Europa geflohen. Rund 8.000 von ihnen haben in Essen Zuflucht, Schutz und Unterstützung gefunden. Ob hier oder in der Ukraine: Die Stadt Essen und ihre Bürger*innen stehen weiter an der Seite der Ukrainer*innen.

Rund 8.000 Ukrainer*innen in Essen

Der Krieg in der Ukraine hat eine enorme Fluchtbewegung ausgelöst: innerhalb des Landes selbst, in die angrenzenden Staaten und darüber hinaus. Seit März 2022 sind nach Angaben der Servicestelle Flüchtlinge im Amt für Soziales und Wohnen der Stadt Essen insgesamt 7.873 Menschen aus der Ukraine nach Essen gekommen.

Schnelle Hilfe für Geflüchtete

Um den ankommenden Flüchtlingen schnell und umfassend helfen zu können, hat die Stadtverwaltung bereits Ende Februar 2022 erste Vorkehrungen getroffen. So wurde das Lagezentrum Ukraine eingerichtet. Diesem gehören Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Fachbereichen der Stadtverwaltung an. Sie tauschen sich regelmäßig über die aktuelle Situation, Bedarfe und Herausforderungen aus, stimmen sich ab und koordinieren die Maßnahmen, um die Ukrainer*innen effektiv unterstützen zu können.

Die Servicestelle Flüchtlinge beim Amt für Soziales und Wohnen ist dabei die erste Anlaufstelle für Unterkunft, Sozialleistungen und -hilfen sowie weitere Fragen. Außerdem können sich die Geflüchteten telefonisch unter 0201 88-35555 an die eigens für sie eingerichtete Hotline der Stadt Essen wenden, wo sie ebenfalls schnell Hilfe erhalten.

"One-Stop-Government" eingerichtet

Von Beginn des Krieges an gibt es auch die zentrale Koordinierungsstelle für melde- und ausländerrechtlichen Angelegenheiten. Seit 30. Januar 2023 ist sie, wie bereits zuvor die Servicestelle Flüchtlinge, ebenfalls in Räumlichkeiten in der Steubenstraße zu finden. Dort ist damit ein sogenanntes "One-Stop-Government" eingerichtet, sodass Ukrainer*innen eine zentrale Anlaufstelle haben und sich nicht zu verschiedenen Standorten begeben müssen.

Bei der zentralen Koordinierungsstelle für melde- und ausländerrechtliche Angelegenheiten können sich die Geflüchteten in Essen anmelden. Dort erhalten sie nach erfolgter Prüfung und Registrierung auch eine Aufenthaltserlaubnis. Wegen der hohen Nachfrage nach der Erstellung des Aufenthaltstitels kommt es bei der Bundesdruckerei zu Wartezeiten. Deshalb erhalten Betroffene von der zentralen Koordinierungsstelle zunächst eine sogenannte Fiktionsbescheinigung für einen Aufenthaltstitel nach Paragraph 24.

Bisher haben 3.336 Personen eine solche Fiktionsbescheinigung erhalten. Sie ist nötig, um eine Wohnung mieten und eine Arbeit aufnehmen zu können. Darüber hinaus wurden 3.159 Aufenthaltserlaubnisse mit Klebeetikett in einem biometrischen Pass und 2.732 elektronische Aufenthaltstitel ausgestellt. Insgesamt 5.013 Registrierungen konnten durchgeführt werden (Stand: 21.02.2023).

Neues Zuhause (auf Zeit)

Viele der ankommenden Ukrainer*innen möchten langfristig in ihre Heimat zurückkehren. Bis es soweit ist, benötigen sie jedoch in Essen eine Unterkunft. Zunächst bei Freundinnen*Freunden und Verwandten ein Zuhause (auf Zeit) gefunden haben 4.881 der ukrainischen Flüchtlinge. Weitere 1.852 haben in städtischen Einrichtungen sowie 849 in Landeseinrichtungen Zuflucht gefunden. 193 Ukrainer*innen wohnten zwischenzeitlich in Hotels.

Um die Unterbringung der ankommenden Ukrainer*innen zu koordinieren, hat die Stadt Essen die Taskforce "Unterkünfte" ins Leben gerufen. Während ihr Ende Februar 2022 insgesamt 850 Unterbringungsplätze zur Verfügung standen, kann sie mit Stand 17. Februar 2023 insgesamt 2.590 Plätze in städtischen Einrichtungen belegen. In der Zwischenzeit war es der Stadtverwaltung gelungen, immer wieder weitere Kapazitäten zu schaffen.

Dennoch ist es das vorrangige Ziel, Ukrainer*innen, die in Essen bleiben wollen, in Wohnraum zu vermitteln. Dieser Aufgabe widmet sich die Koordinierungsstelle "Wohnungen für Flüchtlinge". Sie bündelt städtische Dienstleistungen, die sonst von verschiedenen Abteilungen und Fachbereichen durchgeführt werden. Damit ist die Koordinierungsstelle gleichermaßen Ansprechpartnerin für Geflüchtete auf Wohnungssuche und Essener*innen, die eine Wohnung anbieten möchten. Bis 17. Februar 2023 konnten so 4.468 ukrainische Geflüchtete ihren eigenen Wohnraum beziehen.

Wohnraum für Ukrainer*innen

Bürger*innen, die ein allgemeines Mietangebot für Geflüchtete haben, können sich damit per E-Mail an wohnraum-fuer-fluechtlinge@essen.de wenden.

Auch in Hinblick auf eine Erstausstattung mit Möbeln, eine mögliche Kautionsübernahme oder notwendige Renovierungskosten können sie Hilfe erhalten. Finanzielle Unterstützung bekommt der Großteil der ukrainischen Geflüchteten in Essen seit dem 1. Juni 2022 in Form von SGB II- bzw. SGB XII-Leistungen. Zuvor erhielten sie Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz durch das Amt für Soziales und Wohnen. Neben der Leistungszahlung hilft das JobCenter Essen mit seinen Maßnahmen und Angeboten zudem, Geflüchteten eine Perspektive auf dem deutschen Arbeitsmarkt zu geben.

Viele Geflüchtete minderjährig

Für ukrainische Geflüchtete kommt zudem ein Anspruch auf Elterngeld, Kindergeld und Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz in Frage. Denn unter den nach Essen kommenden Ukrainerinnen*Ukrainern sind auch viele Minderjährige, die ihre Heimat und ihr gewohntes Lebensumfeld zurücklassen mussten. Sie machen rund ein Drittel aus: So sind in Essen 83 Kinder unter 1 Jahr gemeldet, 224 Kinder von 1 bis 2 Jahre sowie 400 3- bis 5-Jährige und 766 6- bis 10-jährige Kinder. Auch 811 Jugendliche von 11 bis 15 Jahren und 326 16- bis 17-Jährige sind unter den ukrainischen Flüchtlingen.

Kita- und Schulplätze für Ukrainer*innen

Für alle Kinder und Jugendlichen ab sechs Jahren gilt in Deutschland die Schulpflicht. Sie gilt auch für die aus der Ukraine Geflüchteten, sobald sie hier einen Wohnsitz haben. Die Wohnadresse und die freien Plätze in den umliegenden Schulen entscheiden darüber, welche Schule sie als Seiteneinsteiger*innen besuchen. Bevor das Schulamt der Stadt Essen jedoch einen Platz zuweist, werden die ankommenden Familien aus der Ukraine beraten. Darum kümmern sich die Mitarbeiter*innen des Kommunalen Integrationszentrums Essen.

Bei der Vermittlung eines Betreuungsplatzes für jüngere Kinder unterstützt die Stadtverwaltung die Ukrainer*innen ebenfalls. Im Familienpunkt in der Essener Innenstadt erfahren Interessierte alles über mögliche Betreuungsformen und was sie für die Anmeldung ihres Kindes in der Kita oder Kindertagespflege wissen müssen.

Integration – auch in der Freizeit

Sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene sind in kurzer Zeit zahlreiche Angebote zur Freizeitgestaltung entstanden. Mithilfe der fachlichen Beratung des Kommunalen Integrationszentrums (KI) Essen können die Ukrainer*innen so beispielsweise im VielRespektZentrum an Aktivitäten teilnehmen. Neben spielerischen Angeboten mit Spracherwerb für ukrainische Kinder gibt es unter anderem auch Fitness- und Sportangebote für ukrainische Frauen.

Das Kommunale Integrationszentrum (KI) Essen kümmert sich grundsätzlich in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt, dem JobCenter Essen, dem Amt für Soziales und Wohnen, der Zentralen Ausländerbehörde sowie den Trägerinnen*Trägern der freien Wohlfahrtspflege in Essen um das Kommunale Integrationsmanagement (KIM). Ukrainer*innen, die Unterstützung und Beratung bei der Orientierung in Deutschland benötigen, können sich an das Case Management des KI wenden. Das Team berät zu allen Fragen der Integration, beispielsweise Arbeitssuche, Wohnungssuche, Finanzen, Gesundheit/Krankheit, Schule und Bildung, Hilfe bei Anträgen und Formularen sowie bei Sprachkursen.

Zum Integrationsportal der Stadt Essen, das Orientierung gibt und weitere Informationen für Zugewanderte in Essen bereit hält

Mehr Beratungsangebote für Ukrainer*innen in Essen

Unterstützung auch für Ukrainer*innen in ihrer Heimat

Die Solidarität der Bürger*innen mit den Ukrainerinnen*Ukrainern ist groß. Diese zeigt sich bei der Bewältigung des Alltags in Essen, aber auch in den Hilfen, die die Stadtverwaltung für die Menschen in der Ukraine mobilisiert, seien es Spendengelder oder Hilfsgüter.

Der Fokus der Unterstützung liegt auf der Stadt Riwne im Nordwesten der Ukraine, mit der die Stadt Essen eine Solidaritätspartnerschaft eingegangen ist. Die Stadt wurde von Beginn des Kriegs an durch ihre Nähe zur weißrussischen Grenze Ziel von Raketenangriffen. Mit ihrer verkehrstechnisch wichtigen Lage wurde sie dennoch zu einem wichtigen humanitären Knotenpunkt für Hilfen, die auch für andere Teile der gesamten Ukraine bestimmt sind. Zivilgesellschaftliche Vereine und Hilfsorganisationen arbeiten dabei eng mit der Stadt zusammen.

Erfolgreiche Hilfsgütertransporte

So hat die Stadt Essen vor Weihnachten verschiedene Hilfsgüter für Transporte nach Riwne zusammengetragen. Die Essener Hilfsorganisationen kümmerten sich um den Transport und die Logistik von Lebensmitteln, Kleidung, medizinischem und technischem Equipment, Notstromgeneratoren sowie Fahrzeugen. Darüber hinaus sind bei der Essener Nothilfe 35.500 Euro an Spendengeldern verschiedener lokaler Unternehmen eingegangen. Sie sollen künftig für die Unterstützung der Solidaritätspartnerschaft mit der Stadt Riwne und der Ukrainehilfe eingesetzt werden.

Jetzt selbst für die Ukrainer*innen spenden!

Jede*r kann helfen

Seien es Geld- oder Sachspenden, kleine Gesten oder große Aktionen – jede*r kann den Menschen in und aus der Ukraine helfen. Dabei sind die Solidarität und der Wunsch mit anzupacken von Anfang an groß, auch in Essen. Mit Beginn des Angriffskriegs demonstrierten Essener*innen für den Frieden, boten Geflohenen privat Unterkünfte an, sammelten Spenden und brachten Hilfstransporte auf den Weg.

Um die zahlreichen Angeboten von Bürger*innen, ansässigen Vereinen, Verbänden und Unternehmen sowie die Bedarfe zu koordinieren, gibt es bei der Stadt Essen eine eingerichtete Stelle: Per E-Mail an ukrainehilfe@essen.de können Helfer*innen nach wie vor ihre Angebote senden, die gesichtet und weitervermittelt werden, damit sie schnell die gewünschte Wirkung entfalten. Sei es hier oder in der Ukraine – die Stadt Essen und ihre Bürger*innen engagieren sich auch weiterhin für die Ukrainer*innen und unterstützen sie nach Kräften.

Mehr zu Ehrenamt und Spenden für die Ukrainer*innen

Umfassende Informationen für Menschen aus der Ukraine stellt die Stadt Essen auf www.essen.de/ukraine – auch auf Ukrainisch – zur Verfügung.


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